Refugium in ruhiger Lage - Gerettete Gedenktafel erinnert im Hof des „Aufsturz“ an Alexander von Humboldt




Das Denkmal Alexander von Humboldts ehrt einen großen Gelehrten, der von 1842 bis 1859 in der Oranienburger Straße wohnte.



Die ursprüngliche Gedenktafel für Alexander von Humboldt mit der korrekten Inschrift erhielt im Hof des Hauses Oranienburger Straße Asyl. (Fotos: Caspar)

Berlin ist reich an Gedenktafeln. Schon im 19. Jahrhundert wurden Wohnhäuser von berühmten Persönlichkeiten mit solchen erinnernden Hinweisen geschmückt. Bei Um- und Neubauten hat man sie gelegentlich durch neue Tafeln ersetzt, und die alten landeten manchmal im Müll. Beim Wohnhaus des Weltreisenden Alexander von Humboldt in der Oranienburger Straße 67 gibt es den seltenen Fall, dass sich dort die alte und eine neue Tafel erhalten haben. Unlängst wurde im umgebauten und modernisierten Hof des vor allem bei Bierkennern und wegen der deftigen Kost, aber auch durch wechselnde Ausstellungen beliebten Restaurants „Aufsturz“ eine Granittafel mit vergoldeter Lettern im Beisein von Bezirksbürgermeister Joachim Zeller eingeweiht. Die Inschrift prangte ursprünglich an der Straßenfront des von Alexander von Humboldt von 1842 bis zu seinem Tod im Jahre am 6. Mai 1859 bewohnten Hauses. Gestiftet wurde die Tafel nach 1859 von der mit Humboldt befreundeten Familie Mendelssohn.

Nachdem das eher schlichte Refugium des Gelehrten schräg gegenüber dem Postfuhramt im Jahr 1895 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde, hat die Stadt Berlin eine neue Tafel anbringen lassen. Sie schmückt heute die linke Seite der „Aufsturz“-Fassade. Die alte Tafel hat im Hof des Hauses, in dem in dem lange Zeit der Henschelverlag untergebracht war, leicht beschädigt alle Kriege und Katastrophen überstanden. Wiebke Peter, die Chefin vom „Aufsturz“, sorgte im Einklang mit dem Denkmalschutz, dass sie in der jetzt beendeten Umbauphase nicht verloren geht oder gar vor dem Zugriff durch Souvenirjäger gerettet wird.

Ingo Schwarz von der Alexander von Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wies in der kleinen Feierstunde auf die engen Beziehungen zwischen Humboldt und der Bankiersfamilie Mendelssohn hin. Um dem alt gewordenen Gelehrten einen festen Wohnsitz zu garantieren und ihn mit seinen vielen Büchern und wissenschaftlichen Sammlungen vor unbequemen Umzügen zu bewahren, kaufte Joseph Mendelssohn das Haus Oranienburger Straße 67 und ermöglichte ihm dort ein angenehmes Leben. Humboldt dürfte, so Ingo Schwarz, die ruhige Lage am Rand der preußischen Hauptstadt genossen haben. Der Weg zur Universität, wo der Weltreisende Vorlesungen hielt, und zum Schloss, in das er gelegentlich eingeladen wurde, war nicht weit, und ausserdem mag ihm auch die bunte Bevölkerungsmischung gefallen haben.

Übrigens enthält die Tafel an der Außenfront einen kleinen Fehler, denn Alexander von Humboldt bezog die zweite Etage im Jahr 1842 und nicht, wie behauptet, 1843. Die kleine Diskrepanz wird man allerdings erst bemerken, wenn man sich die Mühe macht, die Daten auf beiden Tafeln zu vergleichen. Im Übrigen lehrt der Fakt, dass man Gedenktafeln nicht unbedingt trauen kann. Auch sie sind nicht immer fehlerfrei. Korrekt hingegen ist alles bei den Humboldt-Figuren vor der Humboldt-Universität. Sie wurden 1883 posthum zur Erinnerung an das Brüderpaar Wilhelm und Alexander von Humboldt aufgestellt. Wer sich merken möchte, wer den darstellt, kann eine kleine Eselsbrücke benutzen - Alexander steht rechts vor der Universität in Richtung Alexanderplatz, Wilhelm hat links davor in Richtung Wilhelmstraße und Brandenburger Tor Platz genommen.

Helmut Caspar

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