Bauakademie als Simulation -
Verein will für Wiederaufbau von Schinkels Meisterwerk werben



Bisher steht von der Berliner Bauakademie nur ein Stück Schaufassade. (Foto: Caspar)

Noch in diesem Jahr soll am Schinkelplatz in Berlin, unweit der Friedrichswerderschen Kirche und gegenüber dem Auswärtigen Amt, eine Attrappe der Bauakademie errichtet werden. Vorbild für die Simulation ist die aus Gerüsten und bemalten Planen bestehende Schaufassade des Berliner Schlosses, mit der in den frühen 1990er Jahren für den Wiederaufbau des Hohenzollernpalastes geworben wurde. Der Verein Internationale Bauakademie will mit der Attrappe auf die Notwendigkeit aufmerksam machen, dass den Versprechungen der Politiker, sich für den Wiederaufbau der 1832 bis 1836 nach Plänen von Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) errichteten Hauses einzusetzen, nun endlich auch praktische Taten folgen sollen.

Der Verein will die Attrappe ab November 2003 errichten und drei Jahre stehen lassen. Bis jetzt befindet sich auf dem Fleck, wo sich bis 1962 die Ruine der Bauakademie erhob, als Menetekel nur eine gemauerte Probeecke, die ebenfalls für die Bauakademie wirbt und, von jungen Bauhandwerkern errichtet, deren Können unter Beweis stellt. Die wie ein Pfahl im Fleische stehende Musterfassade vermittelt einen Eindruck von der Monumentalität der kompletten Bauakademie, die Schinkels Arbeitsstätte und auch sein Wohn- und Sterbeort war. Nach Aussagen des Vereinsvorsitzenden Josef Paul Kleihues soll die künftige Bauakademie Heimstatt der großen Architektursammlungen werden, die an verschiedenen Orten in Berlin liegen. Die wissenschaftlich und kulturhistorisch bedeutsamen, leider aber unzugänglichen bestände sollen dann auch ausgestellt werden.

Die Bauakademie in den Abmessungen von knapp 50 mal 50 Metern auf fast quadratischem Grundriss war im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach zum Teil wieder aufgebaut worden. Allerdings wurde sie schon 1961 dem neuen DDR-Außenministerium geopfert, dies mit dem Versprechen, das Haus an anderer Stelle wieder aufzubauen, was allerdings nicht geschehen ist. Glücklicherweise hat man viele Formsteine und Stuckreliefs geborgen und in Museen eingelagert. Fachleute wollen diese Spolien sowie ausgegrabene Fassadendetails und Steine für die originalgetreue Rekonstruktion der Fassade verwenden. Nach dem Abriss des DDR-Aussenministeriums war der Weg frei, die Bauakademie am originalen Platz zu errichten. Ein quadratisches Rasenstück markiert die Stelle, davor stehen wie schon im 19. Jahrhundert die Denkmäler von Preußens oberstem Baumeister Schinkel sowie des Direktors des Gewerbeinstituts und engen Mitarbeiters von Schinkel, Peter Beuth, und des Begründers der Landwirtschaftswissenschaft Albrecht Daniel Thaer.

Helmut Caspar

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