Vom Viehmarkt zur Drehscheibe -
Open-Air-Ausstellung würdigt 200 Jahre Alexanderplatz



Geschichtsunterricht am historischen Ort wird auf dem jetzt 200 Jahre alten Alexanderplatz unterhaltsam vermittelt. (Foto: Caspar)

Durch ein königliches Dekret wurde vor 200 Jahren der bisherige Ochsenplatz am Rande der preußischen Haupt- und Residenzstadt Berlin in Alexanderplatz umbenannt. Namensgeber war Zar Alexander I. von Russland, der Preußens König Friedrich Wilhelm III. einen Besuch abstattete. Bis zum 2. November 2006 berichtet eine Open-Air-Ausstellung auf dem Alex, wie sich der vorstädtische Viehmarkt, der auch für Militärparaden genutzt wurde, in eine weltstädtische Drehscheine, in eine „Kathedrale des Konsums“ verwandelt hat, so eine auf die Kaufhäuser rund um den Alex gemünzte Überschrift auf einer von Geschichtsstudenten der Humboldt-Universität zu Berlin gestalteten Tafel.

Mit bunten Bildern und kurzen Texten macht die Schau auf Ereignisse und Sehenswürdigkeiten auf dem Alexanderplatz früher und heute aufmerksam, lässt ein wenig von der Poesie des berühmten, auch durch Alfred Döblins Roman „Berlin-Alexanderplatz“ aus dem Jahre 1929 bekannt gewordenen Stadtraums ahnen, der nie richtig fertig wurde und auch heute eine große Baustelle ist. Seit 200 Jahren ist der Alex sowohl Treff- und Haltepunkt als auch Durchgangsstation für Neuankömmlinge. Viele siedelten sich in der Nähe an, etwa im benachbarten Scheunenviertel, oder gingen, wenn sie zu etwas Geld gekommen waren, in andere Stadtviertel. Dass der Alexanderplatz, ein Ort historischer Brüche und Widersprüche, zwei Weltkriege überstand und drei Revolutionen – die von 1848, von 1918/9 und die friedliche Revolution in der DDR von 1989 – erlebte, wird ebenso dokumentiert wie architektonische Visionen zur Ausgestaltung des Platzes, die oft über das Stadium der Planung nicht hinweg gekommen sind.

Die von zahlreichen Sponsoren und wissenschaftlichen Einrichtungen, unter denen die Wall AG, das Landesarchiv Berlin und das Museum Mitte zu finden sind, unterstützte Aktion ist die einzige in Berlin, die dem historischen Datum gewidmet ist. Im kommenden Jahr soll eine erweiterte Alex-Ausstellung im Landesarchiv gezeigt werden, und außerdem ist eine Publikation geplant, die „geballtes Wissen“ über alles, was mit dem Alexanderplatz zu tun hat, bietet, wie Projektleiter Alexander Schug von der Humboldt-Universität erklärt. In der Wall AG wird überlegt, einige Tafeln auch in der Unternehmenszentrale in der Friedrichstraße aufzustellen. Historiker Schug nimmt die Offerten gern an, denn immerhin stecke viel Recherche in den von der Agentur Dorland grafisch umgesetzten Schautafeln.

Dass die Ausstellung nur ein paar Wochen gezeigt werden kann, hängt mit den aktuellen Baumaßnahmen zusammen, sagt die Bezirksstadträtin für Stadtentwicklung Dorothee Dubrau. Große Teile des Alexanderplatzes würden während der Fußball-WM 2006 noch eine Baustelle sein. Daraus folge, dass der Alex auch wenige Touristen begeistern wird. Es sei hoffen, dass bis zu dem Sportspektakel wenigstens die neue Pflasterung zwischen der Galeria Kaufhof und dem Alex-Brunnen verlegt ist.

Helmut Caspar

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