Rinderauktionshalle bekommt neue Aufgaben
Ehemaliger Schlacht- und Viehhof an der Landsberger Straße erwacht zu neuem Leben


Brauchbare Eisenelemente dienen als Reservoire zur Restaurierung
der Rinderauktionshalle, die ein „Marktplatz der Zünfte“ werden soll. (Foto: Caspar)


Berlin. Lange war der alte Schlacht- und Viehhof zwischen Landsberger Straße, Hausburgstraße, Eldenaer Straße und S-Bahn eine hässliche Brache. Besetzt mit großen und kleinen Markthallen, die hart auf dem Weg zur Ruine waren und bewachsen mit Unkraut und jungen Bäumen, war es kaum vorstellbar, dass hier einmal wieder Leben einziehen würde. Das Bild hat sich inzwischen gewandelt. Auf rund 50 Hektar ist ein attraktives Neubaugebiet entstanden, zu dem die alten Hallen einen interessanten Kontrast bilden. Die schon ziemlich verfallenen Backsteinhäuser aus der Kaiserzeit werden nach und nach saniert und restauriert und von Dienstleistungsbetrieben und Händlern genutzt.

Hauptattraktion ist die über hundert Jahre alte Rinderauktionshalle gleich beim „Langen Elend“, der inzwischen abgerissenen Fußgängerbrücke über das Schlachthofgelände. Das für Berlin einzigartige Industrie- und Architekturdenkmal in der Nähe des S-Bahnhofs Storkower Straße und von dort durch einen neuen Weg zu erreichen, soll eine Manufaktur- und Handwerkerhalle werden und würde als eine Art „Marktplatz der Zünfte“ die Gegend merklich aufwerten. Das 212 Meter lange und 72 Meter breite Gebäude wird für etwa 20 Millionen Euro von der Zunft AG in Mannheim restauriert und saniert. Eine nebenan gelegene Halle gleichen Typs wurde abgerissen. Das gewonnene Baumaterial leistet bei der Sanierung des erhalten gebliebenen Gebäudes als eine Art Rohstofflager. Schon jetzt gibt es zahlreiche Interessenten, die später einmal in der Riesenhalle Stände mieten wollen.

Die Sanierung der Rinderauktionshalle mit ihrer für das späte 19. Jahrhundert geradezu futuristischen Dachkonstruktion aus Eisenguss-Elementen ist Teil der vom Berliner Senat schon seit Jahren finanziell geförderten Rekultivierung des 50 Hektar großen ehemaligen Schlacht- und Viehhofs, der noch in der späten DDR als solcher genutzt wurde. Anwohner werden sich noch an die dort entströmenden Gerüche erinnern. Nach der Wende hatten sich einige Handels- und Dienstleistungsbetriebe eingemietet, doch waren wohl die wirtschaftlichen Effekte nicht besonders rosig. Wie von der Zunft AG zu hören ist, sollen Besucher der neu-alten Rinderauktionshalle später einmal Handwerkern über die Schultern schauen können. Die Berliner Handwerkskammer, die das Projekt unterstützt, erhofft sich hier auch eine größere öffentliche Aufmerksamkeit für das, was Handwerksbetriebe leisten.

Helmut Caspar

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