Königlicher Ausguck
Belvedere auf dem Potsdamer Pfingstberg wieder in historischer Pracht


Auferstanden aus Ruinen: Das Belvedere auf dem Pfingstberg in Potsdam. (Foto: Caspar)

Die Hohenzollern liebten schöne Aussichten und bauten Türme auf Hügeln in und um ihre Residenzstädte. In Potsdam gibt es zwei solcher Aussichtstürme – das unter der Regentschaft von Friedrich dem Großen errichtete spätbarocke Belvedere („schöne Aussicht“) auf dem Klausberg im Park von Sanssouci und das an italienischen Renaissance-Bauten erinnernde Belvedere auf dem Pfingstberg nicht weit vom Potsdamer Neuen Garten. Beide Bauten befanden sich jahrzehntelang in einem erbärmlichen Zustand und wurden in den vergangenen Jahren restauriert. Das Belvedere auf dem Pfingstberg und der von Karl Friedrich Schinkel errichtete Pomonatempel gleich darunter sind bedeutende Besuchermagnete und Beispiele dafür, wie solche Ruinen wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt werden können. Die Rettung und Sanierung des Belvederes wäre ohne Sponsorenhilfe kaum möglich gewesen. Mit Millionenbeträgen haben sich der aus Seelow stammende Unternehmer Werner Otto („Otto Versand“) und die Hermann Reemstma Stiftung engagiert.

Erbaut mit längeren Unterbrechungen zwischen 1847 und 1863 in der Gestalt einer italienischen Villa, diente das von Ludwig Persius, Ludwig Ferdinand Hesse und Friedrich August Stüler geschaffene Pfingsbergschloss der Hofgesellschaft als Aussichtsturm und Teesalon. Mittelpunkt der Anlage ist ein Becken im Hof, aus dem schon im 19. Jahrhundert Wasser in die Brunnen und Fontänen des Neuen Gartens floss, vergleichbar mit der Wasserversorgung aus einem Becken des Ruinenberg nahe Schloss Sanssouci.

Der Entwurf für das Belvedere auf dem Pfingstberg stammt von Friedrich Wilhelm IV. Der „Romantiker auf dem Thron“ hatte die Idee, den Hügelzug bis zum Weinberg, auf dem Schloss Sanssouci steht, durch königliche Bauten und Denkmäler zu verschönern. Allerdings konnte der Monarch das ehrgeizige Projekt, ein Stück Italien in die Mark Brandenburg zu versetzen, aus Geldmangel nicht vollenden. Nach dem Tod des durch Schlaganfall regierungsunfähig gewordenen Königs (1861) zeigte sein Bruder und Nachfolger Wilhelm I. wenig Interesse an der mit vornehmen Salons ausgestatteten Schauarchitektur. Doch ließ er in reduzierter Form weiter arbeiten, um das Belvedere vor Wetterunbilden zu schützen. Pläne für großartige Kaskaden und Terrassen, die den königlichen Ausguck mit dem Neuen Garten verbinden sollten, blieben jedoch unausgeführt.

In Vergessenheit geraten

Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das eindrucksvolle Bauwerk mit zwei Ecktürmen, einem säulenbestückten Verbindungsgang, zwei seitlichen Treppen und dem großen Wasserbecken. Der Pfingstberg geriet in Vergessenheit. Das Gebälk verfaulte, Steine stürzten herab, löchrige Dächer ließen Wasser hindurch. Sowjetsoldaten malten Graffiti auf die mauern, Vandalen gaben dem Belvedere den Rest. Jahrzehnte saß unterhalb des Pfingstberges der russische Geheimdienst KGB. In das militärische Sperrgebiet war kein Herankommen, und davon war auch das Pfingstbergschloss betroffen. Die verwahrlosten, nach dem Abzug der russischen Besatzer an ihre Besitzer zurückgegebenen Villen werden gerade saniert. Einige verbarrikadierte und wie zu Sowjetzeiten weiß gekalkten Häuser allerdings warten noch auf ihre Erweckung aus dem Dornröschenschlaf. In einem dieser Häuser, das als KGB-Gefängnis genutzt wurde, erfährt man einiges aus der dunklen Vergangenheit der Villenkolonie am Rande des Neuen Gartens.

In den späten DDR-Jahren begann eine Potsdamer Bürgerinitiative, an der auch der jetzige brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck beteiligt war, erste Pflegemaßnahmen im Gartenbereich und rettete als erstes den im frühen 19. Jahrhundert nach Plänen des jungen Schinkel errichteten „griechischen“ Pomonatempel unterhalb des Belvederes. Der Förderverein Pfingstberg e. V. übt im Auftrag der Preußischen Schlösserstiftung die Aufsicht über die Anlage aus. Er ist erreichbar unter 0331-2701972 und verbreitet aktuelle Informationen im Internet unter www.pfingstberg.de.

Friedrichs Teesalon

Gerettet und wieder aufgebaut ist ein weiterer, älterer Aussichtsturm im Potsdamer Schlösserparadies, nämlich das auf dem Dach üppig mit antiken Götterfiguren bestückte Belvedere auf dem Klausberg unweit des Neuen Palais im Park Sanssouci. Der spätbarocke Rundling mit zwei übereinander liegenden Kabinetten und einer eleganten Außentreppe wurde 1770 bis 1772 nach Plänen des Architekten Georg Christian Unger errichtet und ist einer der letzten Bauten Friedrichs des Großen, der hier zu Teestunden einlud. Jahrzehntelang war die Kriegsruine sich selbst überlassen und bot ein Bild des Jammers. Nach der Wiedervereinigung nahm sich die Münchner Messerschmitt-Stiftung des Bauwerks an und ließ sie originalgetreu rekonstruieren. Im bereits wieder hergestellten oberen Saal mit reicher Deckenausmalung und vergoldeten Ornamenten schildert eine Ausstellung den Wiederaufbau der letzten Kriegsruine im Park von Sanssouci. In den nächsten Jahren soll der mit schlesischem Jaspis verkleidete, untere Saal restauriert werden. Auch dieser Aussichtsturm, von dem man zum Neuen Palais blicken kann, ist wie der auf dem Pfingstberg in den Wintermonaten geschlossen und kann wieder ab März 2004 besichtigt werden.

Helmut Caspar

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