Bilder von Mauerschützen-Prozessen -
Ausstellung und Diskussion im Dokumentationszentrum Bernauer Straße



Viele Besucher der Gedenkstätte Berliner Mauer schauen durch einen Schlitz in der Betonwand auf ein leeres Feld, das die Verhältnisse im früheren Grenzstreifen zeigt.



In der Kapelle der Versöhnung auf den Fundamenten einer 1985 gesprengten Kirche findet am Jahrestag des Mauerbaus ein Gedenkgottesdienst statt. (Fotos: Caspar)

Das Dokumentationszentrum Berliner Mauer in der Bernauer Straße zeigt vom 13. August bis 26. September 2004 eine Ausstellung, die sich mit den Prozessen gegen Mauerschützen beschäftigt und auf ungewöhnliche Weise die juristischen Aufarbeitung des DDR-Grenzregimes dokumentiert. Als Prozesszeichnerin hatte Marina Prüfer-Rohner an den Verhandlungen im Saal 700 des Berliner Landgerichts in Moabit teilgenommen. Sie sah in die Gesichter derer, die den Finger am Abzug hatten und schossen, und sie beobachtete die Reaktionen der Befehlsgeber und Hintermänner. Unter ihnen befanden sich Staats- und Parteichef Erich Honecker, sein Nachfolger Egon Krenz, der Stasi-Chef Erich Mielke und der DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler. Mit ihren Zeichnungen versuchte die Grafikerin, die Situation im Gerichtsaal und die Haltungen der beteiligten Personen festzuhalten. Ihr Interesse galt auch den Reaktionen der Prozessbeobachter und dem Auftreten von Verteidigern, Staatsanwälten, Richtern und Schöffen. Mit der Ausstellung dokumentiert die in Berlin lebende Künstlerin neben ihrem ganz persönlichen Blick auf ein schauriges Kapitel DDR-Geschichte auch ein Stück eigenes Leben. Zum Verlassen der DDR entschlossen, geriet sie nach Stellung ihres Ausreiseantrages ins Visier der Staatssicherheit. Sie wagte die Flucht, die ihr 1976 mit Hilfe aus dem Westen gelang.

Für den 43. Gedenktag des Mauerbaus am 13. August sind ab 10.30 Uhr eine Andacht in der Kapelle der Versöhnung, eine Kranzniederlegung an der Gedenkstätte Berliner Mauer, Führungen zu den Gedenkorten in der Bernauer Straße und am Abend ab 19 Uhr eine Podiumsdiskussion geplant. Dabei setzen sich Politiker, Juristen und ehemalige Bürgerrechtler mit der Verfolgung von Gewalttaten an der Berliner Mauer auseinander und beleuchten die Ergebnisse dieser Verfahren, die zum Teil mit Freisprüchen oder geringen Strafen endeten. Das Dokumentationszentrum Berliner Mauer befindet sich in der Bernauer Straße 111, 13355 Berlin, Öffnungszeiten Mittwoch bis Sonntag 10-17 Uhr, Eintritt frei. Weitere Informationen unter der Telefonnummer 030/464 1030 oder im Internet unter www.berliner-mauer-dokumentationszentrum.de.

Helmut Caspar

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