Zwischen Kaiserstandarte und Bundesadler -
Leben der aus Schwerin stammenden Kronprinzessin Cecilie von Preußen in Potsdamer Ausstellung gewürdigt



Der Thron blieb ihnen versagt: Hochzeitsmedaille von Wilhelm und Cecilie aus dem Jahr 1905 im Besitz des Schweriner Münzkabinett. (Foto: Staatliches Museum Schwerin)

Drei gute Gründe gibt es für die Preußische Schlösserstiftung, in diesem Sommer mit einer Ausstellung im Marmorpalais am Heiligen See in Potsdam an Kronprinzessin Cecilie von Preußen zu erinnern. Zunächst ist da die Verlobung der siebzehnjährigen Tochter des Großherzogs Friedrich Franz III. von Mecklenburg-Schwerin mit Kronprinz Wilhelm von Preußen, dem ältesten Sohn Kaiser Wilhelms II., am 4. September 1904. Sodann wird ihres 50. Todestages am 6. Mai 1954 in Bad Kissingen gedacht. Schließlich würdigt die Dokumentation auch die Beendigung wesentlicher Restaurierungsarbeiten am und im Marmorpalais, dem zeitweiligem Wohnsitz des letzten deutschen Kronprinzenpaars.

Die mit vielen Gemälden, Fotografien, Briefen, Tagebucheintragungen, amtlichen Dokumenten und Zeitungsausschnitten, aber auch mit Juwelen und Kleidungsstücken aus dem Besitz der Kronprinzessin, des weiteren mit Hochzeitsservices aus Silber und Porzellan, hohenzollernschen Medaillen und anderen Preziosen bestückte Ausstellung bewegt sich zeitlich zwischen Monarchie und Republik, zwischen Kaiserstandarte, Hakenkreuz und Bundesadler. Sie beginnt mit den glänzenden Perspektiven, die der vielfach bewunderte Star am Hofe Wilhelms II. als zukünftige deutsche Kaiserin und Königin von Preußen hatte, und sie endet in einer bescheidenen Unterkunft in Bad Kissingen, die die auch im Alter noch recht attraktive Cecilie nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Verlust ihrer Habe bewohnte. Cecilie erscheint in allen Lebenslagen als ebenso feinsinnige wie couragierte Frau, von der Beobachter sagten, sie sei der „einzige Mann“ unter den Hohenzollern gewesen.

Cecilies Verlobung mit dem Kronprinzen fand im großherzoglichen Jagdschloss Gelbensande nahe der Ostseeküste statt, und die Hochzeit wurde in Berlin bei bestem Kaiserwetter gefeiert. Lauter kleine Prinzen und Prinzessinnen wurden geboren, bei „Kaisers“ war man fruchtbar, denn die Dynastie musste erhalten werden. Interessantes Detail am Rande: Um die Aussteuer finanzieren zu können, wurde in Schwerin ein uraltes Gesetz hervor gekramt, und so kam es, dass die Landstände zur Erstattung der Heiratssteuer verpflichtet wurden, die in Preußen schon längst abgeschafft war. Immerhin kamen 20 000 Reichstaler (60 000 Goldmark) zusammen. Und auch dies hatte Tradition, das Heiraten zwischen preußischen Prinzen und mecklenburgischen Prinzessinnen. Die Schwerinerin wusste um die Problematik, in die Schuhe berühmter Vorgängerinnen steigen zu müssen, deshalb bewegte sie auch die Frage, ob sie den Vergleich vor allem mit der aus Strelitz stammenden und 1810 verstorbenen Königin Luise würde aushalten können. Glaubt man Zeitzeugen, hätte sie sich gewiss nicht hinter der populären Stammutter des Hauses Hohenzollern zu verstecken brauchen, aber die Geschichte ist anders verlaufen.

Zahlreiche in der Ausstellung gezeigte Fotos und Gemälde schildern Cecilie als schöne Frau. Ihre großen braunen Augen schauen neugierig aus den Bildern heraus, nur selten huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Kontrolle über Mimik und Gefühle war der geborenen Herzogin zu Mecklenburg offenbar wichtig.

Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und der Thronentsagung seines Sohnes, des Kronprinzen Wilhelm Ende 1918 war es aus mit großartigen öffentlichen Auftritten. Cecilies Lebensstil war zwar immer noch edel. Man hatte Hofmarschälle und Lakaien und bewohnte das erst 1917 fertig gestellte Schloss Cecilienhof, das 1945 durch die Potsdamer Konferenz der Siegermächte über Hitlerdeutschland berühmt werden sollte.

Die Kronprinzessin behielt ihren Titel, arrangierte sich irgendwie mit den neuen republikanischen Verhältnissen, kämpfte mit einigem Erfolg um den Familienbesitz, kümmerte sich um ihre Kinder, suchte sich neue Aufgaben. 1923 gründete sie den monarchistisch geprägten „Bund Königin Luise“, der sich nach alten, vermeintlich besseren Zeiten zurücksehnte. Ihrer Tätigkeit als Schirmherrin dieser mitgliederstarken Vereinigung machten die Nazis 1934 ein Ende, monarchistische Ziele waren im „völkischen Deutschland“ unerwünscht. Während sich verschiedene Preußenprinzen den Nazis anbiederten und Wilhelm, ihr Mann, sich sogar in SA-Uniform ablichten ließ, hielt sich die ganz ins Privatleben abgedrängte Cecilie aus allem heraus und ließ sich auch von niemandem instrumentalisieren.

In ihren besten Tagen galt Cecilie als Inbegriff von Glück, Reichtum und Eleganz. Doch im Herzen kann sie nicht sehr glücklich gewesen sein. Zu den Affären und politischen Eskapaden ihres Mannes musste sie aus Gründen der Staatsraison schweigen, der kaiserliche Schwiegervater nörgelte an ihr herum und mischte sich zu ihrem Ärger in Erziehungsfragen ein, und ausserdem war vielen Höflingen die Popularität, die sich die Kronprinzessin im Ersten Weltkrieg durch karitative Arbeit erwarb, offenbar ein Dorn im Auge. In der Ehe kriselte es, das Kronprinzenpaar ging eigene Wege. Und wenn es sich zu offiziellen Anlässen und Familienfeiern traf, und davon zeigt die Ausstellung eine reiche Auswahl, täuschte es Harmonie vor.

Als Cecilie von Preußen 1945, 40 Jahre nach ihrer Hochzeit und dem triumphalen Einzug durchs Brandenburger Tor, von Potsdam aus in den Westen floh und sich in Bad Kissingen niederließ, führte sie ein Leben in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen. Langsam wurde sie vergessen, nur selten interessierte sich die Klatschpresse für die „Kronprinzessin der Herzen“, wie man sie heute mit einiger Berechtigung sagen könnte.

Die Ausstellung im Potsdamer Marmorpalais ist bis zum 1. August 2004 Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das Begleitheft mit 88 Seiten und zahlreichen Abbildungen kostet 12 Euro. Darüber hinaus hat der Kurator der Ausstellung, Jörg Kirschstein, die Bildbiographie „Kronprinzessin Cecilie“ im Quintessenz Verlag Berlin (160 S., 151 Abbildungen, 28 Euro) veröffentlicht. Außerdem ist bei der Edition Rieger in Karwe bei Neuruppin das Heft von Iselin Gundermann „Kronprinzessin Cecilie“ (53 Seiten, 31 Abbildungen, 4 Euro) erschienen.

Helmut Caspar

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