Charlottes Burg -
Königliche Namensgeberin wird 2005 umfassend gewürdigt



Charlottenburg und sein Schloss bereitet sich
auf ein großes Festjahr vor. (Foto: Caspar)

Geburts- und Todestage sowie Jubiläen aller Art waren schon immer bei der Preußischen Schlösserstiftung ein willkommener Grund für Ausstellungen. Dass sie sich im kommenden Jahr damit zurück hält, wenn am 1. Februar 2005 der 300. Todestag der Königin Sophie Charlotte und wenig später am 5. April der 300. Geburtstag der nach ihr benannten Stadt Charlottenburg begangen wird, ist der klammen Finanzlage in der Stiftung sowie anderweitigen Aufgaben geschuldet. Ausserdem wurde der Namensgeberin von Schloss und Stadt Charlottenburg und ihrem berühmten Musenhof schon 1999/2000 ausgiebig mit einer großen Ausstellung und einem dicken Katalog gedacht.

Dennoch: so ganz sang- und klanglos geht das Ableben der erst 37 Jahre alten Monarchin vor 300 Jahren bei einem Besuch in Hannover auch an der Schlösserstiftung nicht vorüber. Sie plant ein Festkonzert, Sonderführungen, ein barockes Gartenfest sowie praktische Restaurierungmaßnahmen am Schloss und im Park und ist auch an verschiedenen Ausstellungsprojekten und Publikationen im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf beteiligt. Das vom Bezirksamt, von Museen, Vereinen, den Kirchen und weiteren Veranstaltern ausgerichtete Festjahr beginnt in der Silvesternacht 2004 mit Turmblasen vom Rathausturm und endet ein Jahr später mit einem Silvesterball. Bezirksbürgermeisterin Monika Thiemen verspricht „fast jeden Tag“ ein neues, attraktives Ereignis. Wenn sich dann auch noch die passenden Sponsoren finden, könnte der ehrgeizige Plan durchaus gelingen!

Die Schlösserstiftung nimmt den Mund weniger voll. Sie konzentriert sich, echt preußisch, auf das Machbare und Praktische. Sichtbares Zeichen dafür, dass es mit der Sanierung des an einigen Stellen ziemlich desolaten Kuppelbaus voran geht, wird im Jubeljahr die Rückkehr der für einen Barockbau obligatorischen Attikafiguren sein. Ohne diesen Balustradenschmuck wirkt „Charlottes Burg“ irgendwie nackt.

Ausserdem konzentriert die Stiftung 2005 ihre ganze Energie auf die Einrichtung und Eröffnung des neuen Hohenzollernmuseums in der bisherigen Galerie der Romantik, einem aus der Zeit Friedrichs des Großen stammenden Seitenflügel von Schloss Charlottenburg. Das an die alte Familiensammlung des brandenburg-preußischen Herrscherhauses anknüpfende neue Museum wird „bisher noch nie gezeigte“ Gemälde, Stiche, Möbel und anderen Preziosen zeigen, erklärt Stiftungschef Hartmut Dorgerloh und freut sich auf ein weiteres Highlight, von dem er sich neuen Zulauf und damit auch bessere Kassenerlöse verspricht. „Ausserdem werden hintere Bereiche des Schlossgartens nach alten Plänen neu gestaltet, und in Kürze verschwindet Schlüters Reiterstandbild des Großen Kurfürsten im Ehrenhof hinter Plastikplanen, um bis Ende 2004 gereinigt und restauriert zu werden. Die Kosten übernimmt als Geschenk zur Dreihundertjahrfeier der Verein der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, wofür wir sehr dankbar sind“.

Ob die Stiftung die Besucher der ehemaligen königlichen Gärten durch Erhebung von Eintrittsgebühren nerven wird, steht noch in den Sternen. Zumindest wäre diese neuerdings diskutierte, aber wohl noch nicht zu Ende gedachte und durchgerechnete Maßnahme ein Rückschritt gegenüber den Verhältnissen vor 200 Jahren, als die Gärten und Parks vom „Volk“ gratis betreten werden durften.Die Bezirksbürgermeisterin hat bereits ihren Widerstand angekündigt.

Helmut Caspar

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