Mühen um strenge Manneszucht im preußischen Heer -
Schadow Gesellschaft ließ in Berlin das restaurierte Denkmal des Alten Dessauers aufstellen



Das Bronzestandbild des „Alten Dessauers“ kehrte jetzt auf den Wilhelmplatz zurück. (Foto: Caspar)

Mit einem Platzkonzert der Bundeswehr, Reden an das „wartende Volk“ sowie einem Festvortrag wurde unlängst (am 8. Juni 05) das Bronzestandbild des Fürsten Leopold von Anhalt Dessau an der Mohrenstraße Ecke Wilhelmstraße im Berliner Bezirk Mitte der Öffentlichkeit übergeben. Restaurierung und Aufstellung des nach einem Modell von Johann Gottfried Schadow geschaffenen Bronzemonuments des „Alten Dessauers“ wurden von der Schadow Gesellschaft Berlin e. V. durch Spenden in Höhe von 125 000 Euro finanziert. Mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes hatte der Verein bereits im vergangenen Jahr das ebenfalls von Schadow geschaffene Pendant, das Bronzedenkmal des Generals der friderizianischen Armee Hans Joachim von Zieten, ein paar Meter weiter aufstellen lassen und damit einen Startschuss für die Neugestaltung des ehemaligen Wilhelmplatzes direkt am U-Bahnhof Mohrenstraße gegeben.

Dargestellt ist der Herrn über das an Preußen grenzende Fürstentum Anhalt-Dessau als Befehlshaber in der Armee des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. mit Marschallstab, Säbel, Dreispitz und Ordensband. Damit die Figur wieder proper aussieht, hat sie der Kunstgießer und Metallrestaurator Klaus Schaar in der Kreuzberger Bildgießerei Kraaz gereinigt und an einigen Stellen auch repariert. „Der Zustand des aus drei Teilen zusammengesetzten Standbildes war alles in allem gut, doch mussten noch einige Risse mit Blei verschlossen werden, damit kein Wasser eindringt. Nach alten Vorlagen wurde die verloren gegangene Spitze des Säbels ergänzt. Mit einer Wurzelbürste habe ich das noch in einem recht ordenbtlichen Zustand befindliche Denkmal von anhaftendem Schmutz befreit“, beschreibt Schaar die Arbeiten, an deren Ende eine Rundumkonservierung aus Wachs zum Schutz vor Witterung und Straßendreck stand.

Der Geschäftsführer der Schadow Gesellschaft Berlin, Klaus Gehrmann, wies bei der Einweihung darauf hin, dass jetzt nicht das kostbare Original aus Marmor heimgekehrt ist, sondern ein Nachguss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts, den König Friedrich Wilhelm IV. von dem Bildhauer August Kiss anfertigen ließ. Die Schadow’sche Marmorfigur und weitere Generale des 18. Jahrhunderts kamen aus konservatorischen Gründen ins Depot. Seit 1905 steht sie in der Kleinen Kuppelhalle des Bodemuseums und kann dort mit weiteren Generalfiguren ab 2006 besichtigt werden.

Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, genannt der Alte Dessauer, war ein ungewöhnlicher Mann, der nicht viel von Konventionen hielt. Gegen den Willen seiner hochadligen Familie heiratete er ein bürgerliches Mädchen, die Apothekertochter Anna Luise Föhse, die 1701 von Kaiser Leopold I. in den Stand einer Reichsfürstin erhoben wurde, wobei wohl auch Bestechungsgelder geflossen sind. Berühmt wurde Leopold jedoch nicht nur durch seine unstandesgemäße Heirat, sondern vor allem als königlich-preußischer Generalfeldmarschall. In dieser Position führte in der Armee seines Freundes, des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., strengen Drill und Gleichschritt ein, übte die Soldaten im Gebrauch des eisernen Ladestocks, tat sich aber auch in der Kunst des Festungsbaus hervor. Ausdrücklich vermerkt eine Inschriftenplatte, die in den Sockel eingelassen ist: "Das Preussische Heer verdankt ihm die strenge Manneszucht und die Verbesserung seiner Krieger zu Fuß". In Anhalt-Dessau mühte sich Leopold, der von 1676 bis 1747 lebte, um die Verbesserung der Landwirtschaft und veranlasste umfangreiche Entwässerungsarbeiten sowie die Anlage von Deichen zum Schutz vor dem Hochwasser der Elbe. Unter seiner Regentschaft wurde die Haupt- und Residenzstadt Dessau mit sternförmigen Straßenkreuzungen und schnurgeraden Straßen versehen, so als ob ein Regiment zur Parade antritt.

Fürst Leopold war schon lange tot, da erreichte den Berliner Bildhauer Johann Gottfried Schadow, dem wir unter anderem die Quadriga auf dem Brandenburger Tor verdanken, im Jahr 1798 der ehrenvolle Auftrag für die Anfertigung eines Marmordenkmals. Mit ihm sollte in der preußischen Hauptstadt ein besonders verdienstvoller und populärer Militär geehrt werden. „Nach denen in der Geschichte sich vorfindenden Charakterzügen des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau gebe ich seiner Statue eine mit Nachdruck befehlende Stellung“, beschrieb Schadow seinen Entwurf, für den er in Dessau, Berlin und Potsdam Gemälde, Stiche und Medaillen studierte. Ein weiteres Mal ist der Alte Dessauer auf dem Sockel des Reiterdenkmals Friedrichs des Großen Unter den Linden in Berlin abgebildet - jedoch nicht als vollplastische Figur, sondern als Relief, erkennbar am Schnurrbart und am Eichenblatt, mit dem er seinen Dreispitz zu schmücken pflegte.

Helmut Caspar

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