"Alle Erinnerung ist Gegenwart" -
Neues Buch schildert Geschichte der Hohenzollerngruft im Berliner Dom und würdigt Arbeit der Restauratoren



Im schummrigen Licht der Domgruft sind hundert Hohenzollernsärge versammelt. (Foto: Caspar)

Der Dom am Berliner Lustgarten feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Da bleibt es nicht aus, dass auch die hundert Särge in der Hohenzollerngruft näher inspiziert werden. Zahlreiche Besucher pilgern zu den Prunkbehältern mit den Gebeinen von Angehörigen des brandenburgisch-preußischen Herrscherhauses. Die im Zweiten Weltkrieg und danach arg ramponierten, jetzt restaurierten Särge suchen in Europa ihresgleichen. Und das macht auch ein Buch über die Hohenzollerngruft und ihre Sarkophage deutlich, das soeben im Deutschen Kunstverlag München/Berlin 2005 erschienen ist (268 S., zahlr. Abb., 25 Euro). Der Titel des Bild-Text-Bandes „Alle Erinnerung ist Gegenwart“ weist auf die Historie der alten Grablege und die heutigen Anstrengungen, die mit Kronen und Adlern, ruhmvollen Inschriften und Allegorien von Tod und Vergänglichkeit bedeckten, mitunter aber auch ganz schlichten Särge mittels Restauratorenkunst für künftige Generationen zu erhalten.

Das vom Landesdenkmalamt Berlin und der Oberpfarr- und Domkirche herausgegebene Buch ist dem Dombaumeister im Ruhestand Rüdiger Hoth gewidmet, der sich neben dem Wiederaufau des Doms auch der Wiederherstellung der Gruft gewidmet hat. Es schildert unter anderem Zeremonien bei fürstlichen Begräbnissen und geht auf praktische Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre ein. Vorgestellt werden besonders interessante Sarkophage samt Grabbeigaben, und das Ganze wird durch eine Chronik und einen Katalog aller Sarkophage abgerundet.

Bei der Buchpräsentation im Kaiserlichen Treppenhaus des Berliner Dom gab die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer ein klares Bekenntnis zur Fortentwicklung der Mitte der Hauptstadt ab, zu der unverzichtbar auch der kaiserzeitliche Dom am Lustgarten gehört. Das Humboldt-Forum „in der Kubatur des Stadtschlosses“ werde kommen, dazu gebe es eindeutige Beschlüsse. „Jetzt beginnen aber die Mühen der Ebenen, und das bedeutet, die Finanzierungsfrage zu klären und die Bevölkerung mit ins Boot zu nehmen.“ Die Senatorin kündigte eine breite Informationskampagne an und erteilte pessimistischen Bedenken bezüglich der Wiedergeburt des Stadtschlosses eine Absage. Sie forderte eine öffentliche Diskussion über das, was auf den Schlossplatz nach Abriss des Palastes der Republik kommen soll. Dem traditionsreichen Areal als neuem Standort von Kultur, Forschung und Lehre sagte Junge-Reyer eine glänzende Zukunft voraus.

Helmut Caspar

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