Gewebte Donquichotterien -
Komische Figuren auf Gemälden und Gobelins französischer Meister im Schloss Charlottenburg



Das Gastmahl des Sancho Pansa auf der Insel Barataria – Pariser Gobelin nach Charles Coypel mit anderen Werken zum Thema „Don Quichotte und Ragotin“ im Berliner Schloss Charlottenburg zu sehen. (Foto: Schlösserstiftung)

Humor am Hofe Friedrichs des Großen, Lachen an der Tafelrunde von Sanssouci? Schwer vorstellbar. Aus den Annalen wenigstens geht dergleichen nicht hervor. Dass der immer schmallippig dargestellte König von Preußen dem Komischen nicht ganz abgeneigt war, zeigt sein schon in die Jugendzeit zurück gehendes Interesse an einschlägigen Büchern, Bildern und Stichen, natürlich auch an Opern, Komödien und Maskeraden.

Die neue Ausstellung der Preußischen Schlösserstiftung „Don Quichotte und Ragotin“ lässt zwei komische Helden aus der spanischen und französischen Literatur des 17. Jahrhunderts auferstehen und schildert, wie sich die französischen Maler Jean-Baptiste Pater und Charles Coypel, zwei Zeitgenossen des Preußenkönigs, sowie Pariser Gobelinweber ihrer angenommen haben. Das Thema korrespondiert mit einer zur Zeit im Alten Museum von den Staatlichen Museen zu Berlin veranstalteten Ausstellung, in der ebenfalls Werke der französischen Genremalerei des 18. Jahrhunderts gezeigt wird.

Zu sehen sind 14 Pater-Gemälde nach Motiven aus dem 1651 erschienenen „Roman comique“ von Paul Scarron über einen dicklichen Schöngeist aus der Provinz mit großen Ambitionen, der mit einer Schauspielertruppe durch die Welt tingelt. Die gemalten Vorlagen für eine Kupferstichfolge waren für den Großen Friedrich so wichtig, dass er sie kaufte und für sie das Lackkabinett im Potsdamer Neuen Palais herrichten ließ. Die Schlösserstiftung hofft, den Zyklus nach Abschluss der laufenden Restaurierungsarbeiten in der ursprünglichen Gemäldehängung zeigen zu können.

Im zweiten Teil der Ausstellung geht es um den berühmten Roman von Miguel de Cervantes „Don Quichotte“ aus dem Jahr 1605. Der lange Dünne mit dem Barbierbecken auf dem Kopf kommt mit seinem treuen Diener Sancho Pansa, einem kleinen Dicken, daher. Der Ritter von der traurigen Gestalt wirbt um die geliebte Dulcinea, kämpft gegen Windmühlenflügel und besteht andere kuriose Abenteuer. Die in Paris gewebten Gobelins waren ein Geschenk des französischen Königs Ludwig XVI. an den Prinzen Heinrich kurz vor der Revolution, um am preußischen Hof für gut Wetter zu sorgen. Heinrich verzichtete auf die Hängung der Tapisserien in Rheinsberg und schenkte sie seinerseits, nicht ganz uneigennützig, dem Nachfolger Friedrich des Großen, Friedrich Wilhelm II., der ihnen ein paar Jahre später in den Charlottenburger Königskammern ein endgültiges Domizil gab.

Dass das Thema Don Quichotte und Ragotin zu Friedrichs Zeiten überaus beliebt war, zeigt in der Ausstellung eine Auswahl von Reproduktionsstichen nach Pater, Coypel und anderen Malern sowie von Büchern in edlem Einband, die vielleicht auch in der Hand des wohl doch nicht ganz humorlosen Großen Friedrich oder seines Bruders Heinrich gelegen haben könnten.

Im Gegensatz zu der rein musealen Präsentation französischer Maler auf der Museumsinsel hat die Schau im Charlottenburger Schloss den Vorteil, dass einige Gemälde und Gobelins in den ursprünglichen Räumen gezeigt werden können. Man muss hier und auch im anschließenden Neuen Flügel aus der Zeit Friedrichs des Großen ziemlich viel Verständnis für die rigide Verdunklung mitbringen, die die sonst hellen Rokoko-Säle zu Tunneln werden lässt. Aber Konservatoren fürchten um Beschädigung der empfindlichen Exponate durch ungehinderten Lichteinfall, und das kann bei allem Humor niemand wollen.

Die Ausstellung ist bis 25. April im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg zu sehen, der Katalog kostet im Museumsshop 26 Euro, im Buchhandel 38 Euro.

Helmut Caspar

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