Begehrtes „Fer de Berlin“ -
Vor 200 Jahren wurde die Königliche Eisengießerei gegründet / Jubiläumsausstellung mit den schönsten Erzeugnissen



Die nach Schinkels Entwürfen gebaute Berliner Schlossbrücke hat ein Geländer, das mit Reliefs aus der Königlichen Eisengießerei geschmückt ist. (Foto: Caspar)

Zweihundert Jahre ist es her, dass in der preußischen Hauptstadt die Königliche Eisengießerei Berlin gegründet wurde. Die Fabrik war „Vor dem Neuen Tor“ an der Invalidenstraße ansässig und existierte genau 70 Jahre, von 1804 bis 1874. Eine vom 18. November bis 3. April 2004 laufende Ausstellung im Märkischen Museum erzählt die wechselvolle Geschichte der Gußfabrik und zeigt ihre schönsten Erzeugnisse.

Anhand von Plänen, Entwürfen, Grafiken und Aufzeichnungen werden Bau und Entwicklung der Gießerei geschildert, und es wird an Persönlichkeiten erinnert, die für sie tätig waren. Zu erfahren ist, dass man in der Königlichen Eisengießerei alles aus dem magnetischen Metall produzierte, was schwer, gut, schön und nützlich war – Kanonen und Denkmäler, Bratpfannen und Brückenteile, Gartenplastiken und Geschirr, filigranen Schmuck und vieles andere. Nicht zu vergessen die bei Sammlern beliebten Neujahrsplaketten, die die Gießerei von Jahr zu Jahr an den König und den Hof, aber auch an Geschäftsfreunde und Kunden verschickt hat. Zu erfahren ist auch, dass das Roheisen und der Koks aus dem zu Preußen gehörenden Oberschlesien kamen, während das für ein solches Werk benötigte Wasser von der nahegelegenen Panke hergeleitet wurde.

Bedeutende Künstler haben für den auch „Feuerland“ genannten Betrieb mit seinen rauchenden und feuerspeienden Schloten gearbeitet - Karl Friedrich Schinkel, Christian Daniel Rauch, Johann Gottfried Schadow, Wilhelm August Stilarsky, August Kiss oder Leonhard Posch. Sie entwarfen die Modelle für das „Fer de Berlin“, wie das Berliner Eisen alsbald genannt wurde. Seine Beliebtheit wurde noch gesteigert, als filigraner Eisenschmuck modisch wurde. Er ersetzte Geschmeide und Ringe aus Gold und Silber, das in der Zeit der Befreiungskriege unter dem Motto „Gold gab ich für Eisen“ zur Ausrüstung von Soldaten und zur Begleichung preußischer Kriegskontributionen eingesammelt und zu klingender Münze gemacht wurde.

Berühmt wurden in der Fabrik hergestellte Gußfiguren, die zum Teil bis heute im Stadtbild Berlins erhalten sind. Die Ausstellung zeigt Brücken, Geländer, Säulen, Bauteile sowie Grabmale und Denkmäler. So lernt man in der Ausstellung auch die Entstehung des Kreuzbergdenkmals kennen, das, von Schinkel entworfen und von Rauch und anderen Bildhauern ausgeführt, an die preußischen Siege in den Befreiungskriegen erinnert.

Als im Revolutionsjahr 1848 ein Brand wesentliche Teile der Eisengießerei vernichtet hatte, ging es mit dem Betrieb bergab. Die Fabrik konnte die Verluste der Modelle und Entwurfszeichnungen nicht mehr wettmachen. Sie zehrte eine Zeitlang noch von vergangenem Ruhm, schuf aber kaum Neues. Zum Niedergang trug der Wandel im Geschmack des Publikums bei, ist in der Ausstellung zu erfahren. Denn jetzt wurden Skulpturen, Schmuck und Gerätschaften aus edleren Metallen, etwa Bronze oder Silber, verlangt. Die Aufgaben der Eisengießerei übernahmen verschiedene Privatunternehmen in und außerhalb der Stadt.

Die Jubiläumsausstellung zeigt nicht nur die schönsten Stücke aus der Sammlung des Märkischen Museums, sondern dokumentiert auch, wo noch heute Erzeugnisse aus dem „Feuerland“ zu sehen sind. So macht eine unlängst am Bundesbauministerium an der Invalidenstraße angebrachte Gedenktafel mit der Geschichte der Gießerei bekannt und zeigt einige ihrer Erzeugnisse, die in der Biedermeierzeit auch die bürgerliche Wohnwelt schmückten. Parallel zur kulturhistorischen Präsentation findet in der Großen Halle des Märkischen Museums eine Ausstellung moderner Berliner Bildhauer unter dem Titel „Skulpturen aus Eisen“ als Hommage an das Berliner Eisen statt. Zu sehen sind Fotografien von Hillert Ibbeken von Gebäuden, Grabkreuzen und Denkmälern, die historisches Gusseisen im heutigen Zustand zeigen.

Das Märkische Museum Am Köllnischen Park 5, 10179 Berlin-Mitte, ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt 4, ermäßigt 2 Euro. Weitere Informationen www.stadtmuseum.de.

Helmut Caspar

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