Eisenkunst aus Lauchhammer -
Berühmte Gießerei bis 14. März in Charlottenburg präsent



Der „Bacchant“ wurde vor 200 Jahren kunstfertig in der Eisengießerei Lauchhammer nach antiker Vorlage geschaffen.
(Foto: Caspar)

“Lauchhammer“ war vor 200 Jahren, in der Zeit des Klassizismus, ein internationales Markenzeichen. Neben Kochtöpfen und Pfannen produzierte die Eisengießerei im heutigen Südbrandenburg Abgüsse von antiken Figuren. Die wegen der günstigen Zusammensetzung des Metalls besonders dünnflüssigen und dünnwandigen Skulpturen waren billiger als solche aus Bronze oder Marmor. Beliebt waren sie als Dekorationsstücke sowohl in adligen Schlössern und Gärten als auch in der bürgerlichen Wohnwelt. Eine Ausstellung in der Charlottenburger Abgusssammlung antiker Plastik präsentiert noch bis zum 14. März frühen Eisenkunstguss aus dem zunächst sächsischen, seit 1815 preußischen Lauchhammer.

Die metallenen Bildnisbüsten, Kaminaufsätze und Gartenplastiken aus braun patiniertem oder schwarz angestrichenem Eisen kontrastieren zu den weißen Gipsabgüssen von Berühmtheiten aus den großen Museen der Welt. Um das empfindliche Eisen vor Korrosion zu schützen und es aufzuwerten, hat man es bronziert oder durch Bemalen weißen Marmor vorgetäuscht, wie man in der Ausstellung gut erkennen kann. Sogar Vergoldungen von römischen Kaiserbüsten kommen vor.

Die Ausstellung dokumentiert den heutigen Wissensstand über die ehemals florierende Kunstindustrie und zeigt darüber hinaus Gießformen und Modelle, die in Lauchhammer verwendet und dort erst vor ein paar Jahren wieder entdeckt wurden. Mitgearbeitet an dem interessanten Forschungsprojekt haben Studierende der Humboldt-Universität und der Freien Universität. Die Leiterin der Arbeitsgruppe, Charlotte Schreiter, hofft, dass weitere Forschungen und Dokumentenfunde Licht ins Dunkel der weithin unbekannten Gießerei-Geschichte von Lauchhammer bringen, das im frühen 19. Jahrhundert von der Königlichen Eisengießerei „überstrahlt“ wurde. Für Zusatzinformationen und unbekannte Gussstücke aus dem Kreis der Besucher wäre die Archäologin dankbar.

Was bis jetzt bekannt ist, dokumentiert das von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene Begleitheft „Pegasus - Berliner Beiträge zum Nachleben der Antike“ (Heft 5/2004). Die Ausstellung ist donnerstags bis sonntags 14-17 Uhr in der Schlossstrasse 69 b in Berlin-Charlottenburg.

Helmut Caspar

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