Fortuna muss auf ihren Auftritt noch warten -
Dem Alten Stadthaus an der Klosterstraße fehlt noch der Skulpturenschmuck



Ziemlich nackt wirkt der Turm des Alten Stadthauses ohne seinen Figurenschmuck. Aufnahme vor Beginn der Bauarbeiten und ohne Einrüstung. (Foto: Caspar)

Das Alte Stadthaus zwischen Klosterstraße, Parochialstraße, Molkenmarkt und Stralauer Straße wartet seit Monaten auf seinen prächtigen Skulpturenschmuck. Die 18 überlebensgroßen Figuren aus Muschelkalkstein sowie die aus Kupferblech getriebene Glücksgöttin Fortuna sind fix und fertig restauriert beziehungsweise ergänzt oder ganz neu geschaffen. Warum sie nicht endlich auf den monumentalen Turm gestellt werden, der ein wenig an die Türme des Deutschen und des Französischen Doms auf dem Gendarmenmarkt erinnert, wird in der Senatsinnenverwaltung, die das Alte Stadthaus als Dienstsitz nutzt, mit finanziellen Gründen und Streit mit zwei Baufirmen begründet. Zwei an der Sanierung und Restaurierung des mächtigen Stadthausturms beteiligte Unternehmen seien pleite und würden sich mit dem Senat um ausstehende Bezahlung streiten. Neue Betriebe müssten gesucht werden, um die schon seit längerem laufenden Arbeiten zu einem glücklichen Ende zu bringen.

Peter Fleischmann, Sprecher der Innenverwaltung, bedauert die Entwicklung und betont, dass der Turm längere Zeit noch eingerüstet sein wird. Erst wenn die so genannten Bürgertugenden aufgestellt sind, könne das Gerüst abgenommen werden. „Die ursprünglichen Termine konnten nicht eingehalten werden, sonst stünde das Stadthaus schon längst im Schmuck seiner Figuren da. Wir hoffen aber, die Bauarbeiten bis April abschließen zu können. Dann kehrt auch Fortuna auf ihren Stammplatz auf die Turmspitze zurück“, hofft Fleischmann. Die aus Kupferblech bestehende Figur der antiken Glücksgöttin, die ihr Füllhorn über Berlin ausstreut, war in den frühen 1950er Jahren demontiert und wohl als „Buntmetall“ eingeschmolzen worden, als das Alte Stadthaus zum Sitz des DDR-Ministerpräsidenten umgebaut wurde. Die Wiederherstellung der Glücksbringerin, ohne die der Turm irgendwie nackt aussieht, erfolgte nach einem kleinen Modell und alten Fotografien und wurde von dem Berliner Unternehmer und Mäzen Peter Dussmann finanziert. Beim Umbau des Alten Stadthauses ging man im Inneren ziemlich ruppig mit edlen Dekoren um und hat viele Steinreliefs abgeschlagen oder hinter Bretterverschalungen verschwinden lassen. Wo eine Rekonstruktion möglich war, hat man die ehemals prächtige Ausstattung wieder hergestellt. Sehen kann man die Ergebnisse der mit dem Denkmalschutz abgestimmten Arbeiten unter anderem im Bärensaal, dem für öffentliche Veranstaltungen aller Art genutzten zentralen Festraum des zwischen 1902 und 1911 nach Plänen von Ludwig Hoffmann errichteten Verwaltungsbaues.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"