Neues Leben im alten Friedrichswerder
Großes Interesse an Stadtbrache zwischen Werderstraße
sowie Oberwall- und Kurstraße



Der Erzengel Michael bewacht die von Schinkel geschaffene Friedrichswerdersche Kirche und blickt hinüber zu dem künftigen Neubaugebiet am Friedrichswerder. (Foto: Caspar)

Eine hässliche Brache mitten in der Berliner City wird in den kommenden Jahren gründlich ihr Aussehen verändern - der Friedrichswerder. Für das Neubaugebiet in bester Lage gibt es schon viele Interessenten. Das bereits im 17. und 18. Jahrhundert besiedelte Areal zwischen Jägerstraße, Kurstraße, Kleine Jägerstraße und Oberwallstraße gehört zum Friedrichswerder und wurde, wie auch der Werdersche Markt mit Schinkels Friedrichswerderscher Kirche, im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seither diente die stadt- und baugeschichtlich wichtige und interessante Fläche als Parkplatz.

Dies soll sich in den kommenden Jahren gründlich ändern, sagt Stadtentwicklungssenator Peter Strieder. Er verfolgt den ehrgeizigen Plan, „dichtes“ innerstädtisches Leben und Wohnen auf dem Friedrichswerder zu schaffen, vergleichbar mit den Planungen für das Gebiet an der Klosterstraße zwischen Gruner- und Stralauer Straße rund um die Klosterkirchenruine, Parochialkirche und das Alte Stadthaus in Sichtweite des S-Bahnhofs Alexanderplatz. Auch hier soll durch neues Bauen auf den alten Parzellen urbanes Leben neu entstehen.

Bereits positiv ist die Preisfrage beantwortet, ob sich angesichts der vielen auch in der City leer stehenden Wohnungen und Geschäftsflächen genug Investoren finden, die das Wagnis eingehen, an dieser prominenten Stelle in Sichtweite des Auswärtigen Amtes und Schinkels Friedrichswerderscher Kirche neu zu bauen. Dass großes Interesse an den Parzellen besteht und alle Grundstücke bereits reserviert sind, stimmt auch die Verantwortlichen von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) hoffnungsfroh. Es gebe lange Wartelisten, und sollte jemand abspringen, habe man keine Sorge, neue Grundstückskäufer zu finden, heißt es bei der DSK.

Geplant sind so genannte Stadthäuser, die sich in ihrer Höhe und Breite an der Umgebung orientieren, aber den Architekten viel Spielraum geben, da eine Rekonstruktion verloren gegangener Bausubstanz nicht angestrebt wird. Zu den Vier- und Fünfgeschossern soll es kleine Gärten geben wie vor 300 Jahren. Ziel ist die Kombination von Wohnungen, Kanzleien, Geschäften, Büros, Dienstleistungseinrichtungen und Ateliers. Kurze Wege zur Arbeitsstätte sollen künftigen Bewohnern den Umzug auf den Friedrichswerder erleichtern.

Da es sich bei der bisherigen Brache um einen schon sehr lange besiedelten Stadtraum handelt, werden im Jahr 2004 die Archäologen bei ihren baubegleitenden Untersuchungen alle Hände voll zu tun haben. Bereits beim Neubau für das Auswärtige Amt an der Werderstraße und Kurstraße, auf dem Grundstück der Schinkelschen Bauakademie, die auch aufgebaut werden soll, und in der Nähe der Kommandantur Unter den Linden haben sie viele stadt- und baugeschichtlich interessante Relikte gefunden. Ähnliches wird erwartet, wenn die Wiedergeburt des Friedrichswerders demnächst mit der Verlegung von Versorgungstrassen und Elektrokabeln eingeleitet wird.

Helmut Caspar

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