Königliche Gaumenfreuden -
Zuwachs in der Küche und Backstube von Schloss Sanssouci


Wer das Potsdamer Schloss Sanssouci besucht, sollte unbedingt einen Blick in die königliche Küche und Backstube tun, die in einem der beiden Seitenflügel untergebracht ist. Zum letzten Mal wurde hier im Jahre 1873 gekocht, seitdem hat man die Räume als Abstellkammer und Depot genutzt. Im Laufe der Zeit ging viel altes Inventar verloren. Erst 1993 konnte der Wirtschaftstrakt restauriert und für Besucher geöffnet werden. Die für eine Küche recht aufwändige Innenarchitektur stammt nicht aus der Zeit Friedrichs des Großen, der ein Freund scharfer Speisen war und dessen berühmte Tafelrunden sich über Stunden hinzogen. Was man jetzt sieht, geht auf König Friedrich Wilhelms IV. zurück, der von 1840 bis 1861 regierte und das Sommerschloss seines berühmten Vorfahren zu seiner eigenen Residenz machte. Damit Küchengerüche nicht in die königlichen Wohn- und Repräsentationsräume ziehen und auch Feuergefahr ausgeschaltet wird, hat Baumeister Ludwig Persius im Auftrag seines Königs eine strenge Trennung der Räumlichkeiten vorgenommen und einige Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Gusseiserne Säulen mit neogotischen Verzierungen stützen das Küchengewölbe, in dessen Mitte eine riesige „Kochmaschine“ steht. Dass hier für einen König gebrutzelt und gekocht wurde, sieht an den polierten Verzierungen und Figuren, die sich vom Schwarz des eisernen Ofenkörpers abheben. Der Rauchabzug ist nur Attrappe, in Wahrheit wurden alle über ein raffiniertes Leitungssystem in den Schornstein fortgeführt. Erhalten ist die Pumpe, die aus 40 Metern Tiefe das für das Schloss und seine Bewohner nötige Wasser lieferte.

Pfannen, Kannen und Kasserollen, Tiegel und Töpfe, Back- und Puddingformen, Bleche und Mörser aus Eisen, Kupfer, Messing schmücken Herd und Regale. Sie stammen überwiegend aus dem Potsdamer und dem Berliner Schloss sowie aus dem neuen Palais. Es handelt sich um Ankäufe, die die Preußische Schlösserstiftung in letzter Zeit tätigen konnte, sowie um private Leihgaben und Schenkungen. Dass wir es mit königlichem Küchengerät zu tun haben, beweisen in das Metall eingeschlagene Monogramme und Ziffern. Museologin Bärbel Stranka, die sich intensiv mit den Tischsitten bei Hofe befasst hat, wünscht der Ausstellung viele Zuschauer und hofft, dass sich weitere Ausstattungsstücke zur Komplettierung der Küche und Backstube von Schloss Sanssouci anfinden werden. Die aus der Zeit Friedrich Wilhelms IV. erhaltenen Speisezettel lassen, Stranka zufolge, auf eine eher bürgerliche Tafel schließen. Allgegenwärtig waren seinerzeit ausgefallene und auch recht teure Leckereien wie Austern, Speiseeis und Champagner. Das prickelnde Getränk wurde häufig mit Wasser vermischt und wie Sprudel getrunken.

Unter dem farbig gefliesten Fußboden gibt es noch einen leeren Wein- und Eiskeller sowie andere Räume. Wenn auch sie für die Besucher geöffnet werden, würde das den Küchenbesuch abrunden. Die Zeitschrift „Porticus“ der Preußischen Schlösserstiftung berichtet ausführlich über „königliche Tafelfreuden“, so der Titel, und würdigt auch die einzigartig gut erhaltene Küche von Schloss Sanssouci, die jeweils am Wochenende von 10 bis 17 Uhr geöffnet ist.

Helmut Caspar

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