Fort Hahneberg gibt seine Geheimnisse preis -
In der Befestigung vor den Toren Spandaus wurde jetzt ein Entwässerungskanal gefunden



Das im späten 19. Jahrhundert erbaute Fort Hahneberg - hier Blick in die Kasematten - lädt ab 3. April zum Besuch ein. (Foto: Caspar)

Als im Jahr 1888 vor den Toren von Spandau die für 1,6 Millionen Goldmark gebaute Festung Fort Hahneberg eingeweiht wurde, war das gewaltige Gewölbemassiv unter dicken Erdschichten militärstrategisch gesehen bereits überholt. Angesichts neuer Waffentechnik und der Verwendung von Dynamit konnte die schon in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts geplante Festung vor den Toren von Spandau die ihm zugedachten Aufgaben nicht erfüllen. Sie war im Rahmen eines umfangreichen Bauprogramms zum Schutz der kaiserlichen Administration vor einer möglichen französischen Invasion errichtet worden und sollte mit drei weiteren Anlagen dieser Art im Kriegsfall die Reichsfestung Spandau schützen. Spandau war vor allem deshalb so wichtig, weil im Juliusturm der Zitadelle der aus französischem Kontributionsgold gebildete Reichskriegsschatz lagerte. Wie sich zeigte, wurde das Fort Hahneberg nicht gebraucht. In der Kaiserzeit und danach hat man es nur noch zu Ausbildungszwecken genutzt.

Den Zweiten Weltkrieg hatte die mächtige Anlage als Lazarett, Depot und Luftschutzbunker überstanden. Die Rote Armee ließ Teile sprengen. Vermutete geheime Produktionsanlagen für Waffen wurden nicht gefunden. Schon 1946 kam die zu Spandau gehörende Anlage durch einen Gebietsaustausch in die Sowjetische Besatzungszone. Die DDR-Regierung ließ Hohlräume mit Schutt und Sand verfüllen, und ausserdem wurde das Fort als Steinbruch benutzt. Nach dem Bau der Berliner Mauer (1961) im Todesstreifen gelegen, verfiel das Fort in einen Dornröschenschlaf. Eindringendes Wasser spülte Schwemmsand in die Gewölbe; Bäume und Sträucher schossen aus dem Erdreich. Von Grenzern der Nationalen Volksarmee abgesehen, hatte hier niemand Zutritt. Sicherheitshalber wurden Gänge und Schlupflöcher in Richtung Westberlin zugemauert. Sich selbst überlassen, wurde Fort Hahneberg ein Biotop. Hier wachsen seltene Pflanzen, und auch Fledermäuse fühlen sich in den Gewölben wohl. In der warmen Jahreszeit ist das Fort ein beliebtes Ausflugsziel. Mitglieder der Arbeits- und Schutzgemeinschaft Fort Hahneberg veranstalten Führungen durch die Gemäuer und Bastionen, helfen bei der Enttrümmerung und Restaurierung der Anlage. Jetzt ist ihnen ein interessanter Fund gelungen. Unter dicken Erdschichten konnte nach zehnjähriger Suche unter Zuhilfenahme alter Lagepläne und nach Suchgrabungen ein 160 Meter langes Stück des Hauptentwässerungskanals aus der Erbauungszeit 1883 freigelegt werden. Der mit gelben Klinkersteinen eingefasste Kanal ist nicht nur gut anzuschauen, sondern hat auch praktische Bedeutung, sagt Regina Herzog von der Arbeits- und Schutzgemeinschaft. Endlich könne man Schmelz-, Stau- und Regenwasser, das in großen Mengen in und um das Fort anfällt, wie zu Kaisers Zeiten nach draußen ableiten und damit Gefahr von dem 120 Jahre alten Gewölben abwenden. Selbstverständlich wird der Kanal in die Führungen einbezogen. Die Saison mit Führungen, zahlreichen Veranstaltungen und Infoabenden beginnt am 3. April und endet am 31. Oktober. Weitere Informationen bei der Geschäftsstelle des Vereins unter 030/366 46 05.

Helmut Caspar

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