Historische Bauten werden wach geküsst - Stiftung Denkmalschutz Berlin zog Bilanz fünfjähriger Mühen um historische Bauten




Das Alte Palais Unter den Linden – hier vor der Restaurierung – erhält seine historische Fassade zurück.



Der mit dem Löwen kämpfende Herkules, ein Werk von Johann Gottfried Schadow, wird mit Stiftungshilfe restauriert. (Fotos: Caspar)

Als vor fünf Jahren die Stiftung Denkmalschutz Berlin gegründet wurde, stand die Schließung des Brandenburger Tors zum Zwecke der Sanierung bevor. Da das Land Berlin nicht in der Lage war, die Arbeiten an seinem Wahrzeichen zu finanzieren, sprang die Stiftung ein. Sie war Ende 1999 aus der Taufe gehoben worden und steht unter Schirmherrschaft von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. Das Stiftungskapital wurde von privater Seite bereit gestellt. Namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind im Vorstand, Kuratorium und Freundeskreis vertreten.

Mit der umfassenden Reinigung und Restaurierung des Brandenburger Tors lieferte die Stiftung nach Worten des Geschäftsführers der Stiftung, Helmut Engel, ihr Meisterstück ab und setzte Maßstäbe. Die ins Brandenburger Tor investierten vier Millionen wurden bei Sponsoren und Spendern eingesammelt. Da das Finanzvolumen aktueller und künftiger Arbeiten etwa 15 Millionen Euro beträgt, will die Stiftung die Einwerbung neuer Mittel verstärken. Dies gelinge um so besser, je mehr man Ergebnisse restauratorischer Ergebnisse sieht, so Engel.

Wachgeküsst werden, wie Berlins früherer Landeskonservator sagte, mit Hilfe der Denkmalstiftung das Alte Palais Unter den Linden, das Charlottenburger Tor, das Poststadion an der Lehrter Straße in Moabit und weitere historische Bauten. Wenn im kommenden Jahr die Hüllen vom Alten Palais, dem Sitz von Kaiser Wilhelm I., fallen, wird das Ergebnis verblüffend sein, versprach Engel.

Wie am Alten Palais so vollziehen sich die Arbeiten am Charlottenburger Tor an der Straße des 17. Juni unter bemalten Reklamefolien. Die Einnahmen aus der Werbung fließen auch hier in den Fonds der Stiftung, die das neobarocke Tor baulich sichert und von Straßendreck befreit. Die Stiftung nimmt sich darüber hinaus einer prächtigen, aber leider beschädigten Sandsteinfigur, des mit einem Löwen kämpfenden Herkules im Köllnischen Park beim Märkischen Museum, an. Die Skulptur von Johann Gottfried Schadow, des Schöpfers der Quadriga auf dem Brandenburger Tor, schmückte ursprünglich die Herkulesbrücke über den Königsgraben am Hackeschen Markt.

Aus dem Dornröschenschlaf erweckt wird das sträflich vernachlässigte Strandbad Wannsee. Nach langem Hin und Her hat sich das Land Berlin nun endlich bereit gefunden, das Angebot der Stiftung Denkmalschutz anzunehmen, diese Inkunabel moderner Architektur in einen vorzeigbaren Zustand zu versetzen. Ingeborg Junge-Reyer, die auch für historische Bauten zuständige Senatorin für Stadtentwicklung, macht vier Millionen Euro locker. Das gestattet der Denkmalstiftung, mit 8,5 Millionen massiv in die Sanierung einzusteigen. Junge-Reyer und ihr Kollege, Schulsenator Klaus Böger, betonten gestern, dass die Berliner und ihre Gäste Nutznießer des von der Stiftung an den Tag gelegten „unglaublich hartnäckigen privaten Engagements“ seien, und sprachen die Hoffnung aus, dass der Spendenstrom angesichts der aktuellen Wirtschaftsflaute nicht versiegt. Beide Politiker wünschen sich noch bürgerschaftliches Engagement zur Bewahrung des baulichen Erbes in der Stadt und versprachen der Denkmalstiftung jedwede Unterstützung. Sie tun das natürlich auch in eigenem Interesse, denn immerhin entlastet sie spürbar das Land Berlin und bewahrt ihre reiche Denkmallandschaft vor unverzeihlichen Verlusten.

Helmut Caspar

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