Dicht am Wasser gebaut -
Neues Heft der „Mark Brandenburg“
stellt historische Häfen vor



Alte Lastkähne erhielten im Historischen Hafen in Berlin Asyl. Als schwimmende Museen und Restaurants sind ein beliebtes Touristenziel. (Foto: Caspar)

Wasserstraßen gehören zu den billigsten Verkehrswegen, sagt man. Das stimmt nicht ganz, denn sie müssen erst einmal gebaut werden. Sie schiffbar zu halten, ist mühevoll und kostete schon in der Vergangenheit viel Geld, außerdem brauchen die Flüsse und Kanäle Häfen und werden von Brücken überspannt. Wie schon vor hunderten von Jahren in der Region Häfen entstanden, ist Thema der neuesten Ausgabe der Vierteljahresschrift „Die Mark Brandenburg“ (Heft 54, Marika Großer Verlag Berlin, 40 S., 4 Euro). Viele Städte wurden im Mittelalter dicht am Wasser gebaut, entwickelten sich zu wichtigen Handelsstandorten und Umschlagplätzen. Nach Berlin etwa, das nach einem geflügelten Wort „aus dem Kahn gebaut“ wurde, wurden Holz, Ziegelsteine und andere Materialien bis ins 20. Jahrhundert hinein vornehmlich mit flachen Lastbooten geschafft. Im „Historischen Hafen“ (Bezirk Mitte) kann man einige Exemplare noch bewundern. Der Beitrag von Hans-Joachim Uhlemann „Berlin und seine Häfen“ macht mit Grachten, Kanälen, Becken, Schleusen, Umschlagplätzen und Ladestationen sowie mit Eisenbahnanschlüssen bekannt, schildert auch, was von ihnen erhalten geblieben ist und weist so auf ein heute noch vielfach genutztes Erbe hin. Nicht alle Anlagen dienen ihren ursprünglichen Zwecken. Der Osthafen beispielsweise hat in dieser Hinsicht keine Perspektive mehr. Seine eindrucksvollen Bauten mit reichem plastischem Schmuck sollen in naher Zukunft städtebaulich umgenutzt werden. Das Pendant hingegen, der Westhafen, bleibt als herausragender Wirtschaftsstandort dicht am Wasser erhalten.

An anderer Stelle erzählen Uwe Michas, Joachim Winde und Gottfried Grohmann die Geschichte und Perspektiven der Häfen in Wittenberge, Eisenhüttenstadt und Königs Wusterhausen. Letzterer gilt als größter und leistungsfähigster Hafen Brandenburgs und als zweitgrößter der neuen Bundesländer. Bereits in der Barockzeit angelegt, diente er auch dem Transport von Ziegelsteinen und Kohlen nach Berlin und bekam im 19. Jahrhundert einen Bahnanschluss. Von allen Ostseehäfen erreichbar, gehört die Anlage in Königs Wusterhausen zu jenen Auserwählten, deren Entwicklung gezielt gefördert wird. Der Standort in Wittenberge an der Elbe erlebte einen Niedergang, der Hafen von Eisenhüttenstadt (ehemals Fürstenberg an der Oder) hofft nach Jahren des Niedergangs nach der Wende auf ein Comeback als Knotenpunkt der ostdeutschen Binnenschifffahrt.

In die Kaiserzeit führt ein interessanter Beitrag über Wilhelm II. und seine Liebe zu Schiffen und zum Wasser. Der Monarch zeigte sich gern in Admiralsuniform und stilisierte sich als „Herr der Fluten“. Unweit der Glienicker Brücke schuf er sich einen Privathafen mit der Matrosenstation Kongsnæs. Von hier aus stach der Kaiser auf schwimmenden Kasinos, unbehelligt von der nörgelnden Ehefrau und abgeschirmt von der Öffentlichkeit in See. Wenig ist von der „nordisch“ gestalteten Station erhalten, und auch die Jachten des „Allerhöchsten Wassersportlers“, wie Gregor Geismeier in seinem Beitrag schreibt, sind schon lange verschrottet. Lediglich alte Fotos und Karikaturen künden von der Marotte des wegen seiner vielen Fahrten zu Wasser und zu Lande auch „Reisekaiser“ genannten Monarchen und seiner Vorgänger, die sich im wasserreichen Potsdamer Umland gern auf Segel-, Dampf- Motorschiffen verlustierten.

An dieser Stelle sei ausdrücklich die hervorragende Illustrierung des vorliegenden und der vielen anderen Mark Brandenburg-Hefte erwähnt. Einen solchen Bilderatlas findet man angesichts der unübersehbaren Menge von Publikationen über brandenburg-preußische Geschichte kein zweites Mal.

Helmut Caspar

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