Wo des Kaisers Pferde wieherten -
Hochschule für Musik lädt jetzt in den Marstall zu Konzerten und Ausstellungen ein



An die Geschichte des Marstalls erinnern riesige Bronzereliefs – hier mit dem Kopf von Karl Marx. (Foto: Caspar)

Die Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ (HfM) hat eine neue Adresse: Schlossplatz 7. Dahinter verbirgt sich der alte Marstall, in dem in königlichen und kaiserlichen Zeiten der Fuhrpark des Hofes untergebracht war und auch die Kutschpferde wieherten. In DDR-Zeiten wurde der repräsentative Bau mit einem großartigen Säulenportal von der Verwaltung des Palastes der Republik genutzt. Die Hochschule eröffnete ihr neues Domizil mit einem Konzert, bei dem Sir Simon Rattle, der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, zum HfM-Ehrensenator ernannt wurde. Hochschulrektor Christhard Gössling bezeichnete dabei den Umzug von der Wilhelmstraße an den Schlossplatz als großartige neue Chance, denn Musik gehöre in die Mitte der Stadt.

Genutzt wird das Gebäude sowohl als Übungsstätte für angehende Musiker wie auch als Konzerthaus, Vortragssaal und Ausstellungshalle. Ab Freitag, dem 13. Mai, beginnen in Sälen, in denen früher kostbare Kutschen und Sänften standen, die Musikdarbietungen. Die so genannten „Exzellenz-Konzerte“ finden an jedem zweiten Freitag im Monat um 18 Uhr statt und stehen unter der Schirmherrschaft von Daniel Barenboim, der ebenfalls HfM-Ehrensenator ist.

Bis zum 13. Mai wird täglich (außer an Feiertagen) von 10 bis 20 Uhr die Ausstellung „Resonanzen – Der Umbau des preußischen Marstalls zur Hochschule für Musik“ gezeigt. Alte und neue Fotos, Modelle, Bauzeichnungen und andere Materialien dokumentieren die Entwicklung vom Marstall zur Musikhochschule. Der dafür verantwortliche Architekt Claus Anderhalten beschreibt die Aufgabe als große Herausforderung und betont, dass in den vergangenen Jahren die ursprünglichen großzügigen Raumdimensionen wiederhergestellt wurden, so dass sich den Besuchern ein völlig neues, ja ganz ungewohntes und auf jeden Fall sehr erfreuliches Bild bietet. „Durch seine Lage, Funktion und bauliche Substanz ist der Marstall ein wichtiges, repräsentatives Gebäude, das nun durch die neue Nutzung als kulturelle Einrichtung in den öffentlichen Stadtraum reintegriert wird“.

Dass der Marstall eine bewegte Geschichte hatte, zeigen Reliefs des Bildhauers Gerhard Rommel aus der Spätzeit der DDR. Sie erzählen beiderseits der Eingangsportals zum Palast der Republik hin aus den Tagen der Novemberrevolution 1918, als hier die Zentrale des bewaffneten Widerstandes war, verkörpert durch den Arbeiter-und-Soldatenrat. Auf einer dieser riesigen Bronzeplatten schwebt der Kopf von Karl Marx, der den bewaffneten Proletariern die Richtung weist. Da es sich bei den Reliefs um historische Dokumente handelt, die zur Geschichte des Marstalls gehören, wurden sie beim jetzt beendeten Umbau nicht angetastet.

Helmut Caspar

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