Marstall wird Ausstellungshalle -
Kavalierflügel von Schloss Glienicke mit neuen Aufgaben / Computersimulation Lenné3D erweckt verlorenes Paradies



Für die Ausstellung „Preußisch Grün“ hat die Schlösserstiftung den Kavalierflügel des Schlosses Glienicke herrichten lassen. (Foto: Caspar)

Mit Hochdruck wird im Schloss Glienicke gleich bei der Glienicker Brücke (Bezirk Zehlendorf) an der Ausstellung „Preußisch Grün“ gearbeitet. Die Dokumentation der Preußischen Schlösserstiftung würdigt die Leistungen der königlich-preußischen Hofgärtner sowie derer, die sich nach Abschaffung der Monarchie (1918) um die Gärten und Parks der Hohenzollern bemüht haben. Eigens für diese bis 17. Oktober 2004 laufende Ausstellung wurde der so genannte Kavalierflügel des Schlosses Glienicke saniert und mit neuester Ausstellungstechnik versehen.

In seiner über 200jährigen Geschichte war er schon alles mögliche - fürstlicher Pferdestall, Unterstand von Kutschen, Inspektoren- und Gästewohnung, bis vor achtzehn Jahren sogar Sportlerheim. Mit der Eröffnung der Ausstellung „Preußisch Grün“ am 18. Juli wird der lang gestreckte Bau, der auf der nördlichen Seite den Gartenhof des Schlosses abschließt, nun ganz für kulturelle Zwecke genutzt.

Die Schlösserstiftung erfüllt sich mit der Sanierung und Restaurierung des Flügels einen lang gehegten Wunsch, verfügt sie doch endlich im Erdgeschoss über einen großen Raum, in dem künftig auch Tagungen, Konzerte und andere Veranstaltungen mit über einhundert Zuhörern stattfinden können. Die eher intimen Räumlichkeiten im Schloss lassen solche Besucherzahlen nicht zu.

Bereits 1796 wurde der eingeschossige Anbau für den preußischen Oberstallmeister, den Grafen Carl Heinrich August von Lindenau errichtet, 30 Jahre bevor Karl Friedrich Schinkel das Schloss für den neuen Besitzer, Prinz Carl von Preußen, den dritten Sohn König Friedrich Wilhelms III., klassizistisch umgestaltete. Die Geschichte ging mit dem Kavalierflügel, der im Obergeschoss auch Wohnungen für das Hofgesinde und Gäste barg, nicht gerade sanft um. Bis vor wenigen Jahren waren hier Appartements eines Sportlerheims der Heimvolkshochschule eingerichtet. Zwischen den gusseisernen Säulen, die die Decke tragen, standen Wände. Der Zugang zu den kleinen Zimmern erfolgte über einen langen Gang. Leitungen durchschnitten Malereien. Bauuntersuchungen aus den späten 1980er Jahren ergaben, dass noch viel von der originalen Substanz übrig ist, und es reifte der Entschluss, den Kavalierflügel von den störenden Einbauten zu befreien und zu entkernen.

Während im Schloss die Hofgärtner der Hohenzollern gewürdigt werden, wird im Kavalierflügel demonstriert, was nach 1945 mit den ehemaligen königlichen Gärten und Parks Babelsberg, Sacrow und im Neuen Garten geschehen ist und wie sie unter dem DDR-Grenzregime gelitten haben. Gezeigt wird darüber hinaus die Computerinstallation „Lenné3D“, die vom Hasso-Plattner-Institut an der Universität in Potsdam in Zusammenarbeit mit der Schlösserstiftung und anderen Partnern erarbeitet wurde. Besucher können am Monitor einen interaktiven Spaziergang durch einen Garten unternehmen, der bereits im 19. Jahrhundert verloren gegangen ist. Vorgeführt wird das schon lange verlorene „Italienische Kulturstück“, das von Peter Joseph Lenné 1834 westlich der Römischen Bäder im Park Sanssouci angelegt wurde. Hier wuchsen Weinstöcke und Kürbisse in Form von Girlanden zwischen Ulmen und Maulbeerbäumen, dazwischen gab es mediterrane Nutz- und Zierpflanzen, die den südlichen Zauber dieses Gartenreichs steigerten. „Da viele Pflanzen nicht frosthart sind und Pflege sehr arbeitsaufwändig war, ging das Italienische Kulturstück schon fünfzig Jahre nach seiner Anlage verloren. Seine Wiederherstellung und Pflege würde unsere Möglichkeiten übersteigen“, so Seiler. Die Computersimulation lasse ahnen, wie dieser Garten Eden ausgesehen hat und welches Anliegen er hatte.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"