Münzen, Schüsseln, Scherben -
Geschichte des Köpenicker Schlosses anschaulich dokumentiert



Wer durch das Schlossportal geht, erfährt auch einiges über die Geschichte des kurfürstlichen Barockpalastes auf der Köpenicker Schlossinsel. (Foto: Caspar)

Das nach zehnjähriger Sanierungsarbeit unlängst wieder als Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz eröffnete Köpenicker Schloss lockt mit der Darstellung höfischer Wohn- und Tafelkultur in den restaurierten Prunkräumen Tausende Besucher an. Doch weiß jeder, dass es im Kellergeschoss dieses Museums der Raumkunst auch eine sehenswerte Ausstellung über die ereignisreiche Geschichte dieses kurfürstlichen Palastes gibt? Die Schau informiert anhand von archäologischen Fundstücken, die in den vergangenen Jahren freigelegt wurden, und historischen Dokumenten darüber, dass das für den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III., ab 1701 König Friedrich I. in Preußen, erbaute Schloss auf den Fundamenten einer Burg aus dem 16. Jahrhundert steht und Menschen schon vor tausend Jahren auf der Schlossinsel gewohnt haben.

Silbermünzen des Slawenfürsten Jaxa von Köpenick, Schüsseln und Scherben aus Keramik, Gebrauchsgegenstände aus Metall und andere Relikte dokumentieren anschaulich diese frühe Besiedlung. Auf historische Ansichten ist zu erkennen, dass die barocke Residenz von ihrem Architekten Rutger van Langervelt ursprünglich großartiger geplant war als sie sich heute darstellt. Ausgegrabene Fundamentreste lassen erkennen, dass das Schloss zwei Seitenflügel bekommen sollte. Zu erfahren ist, dass jener auf dem restaurierten Deckenstuck im Vestibül dargestellte Friedrich sein Interesse an Köpenick verlor, als er 1688 Kurfürst wurde und das Berliner Schloss überaus prächtig ausbauen ließ.

Das Köpenicker Schloss, zu dem auch eine barocke Hofkirche gehört, geriet seit dem späten 17. Jahrhundert in Vergessenheit, wurde nur gelegentlich als königliches Jagdschloss beziehungsweise als Witwensitz der Prinzessin Henriette Marie von Brandenburg-Schwedt genutzt und kam 1804 in Privathand. Im 19. Jahrhundert zum Gefängnis und Militärdepot umgewandelt, nach 1851 als Lehrerseminar und im frühen 20. Jahrhundert als Studentenheim verwendet, musste es manche Veränderungen und Substanzverluste über sich ergehen lassen. Das alles hat in dem monumentalen Barockbau Spuren hinterlassen und auch der historischen Substanz nicht gut getan, ist weiter zu erfahren. Und es wird berichtet, dass die Staatlichen Museen nach 1960 das Schloss in ein Kunstgewebemuseum verwandelten. Die damals auf Stuck und Wandfelder aufgebrachten papageienbunten Farben entsprachen nicht den authentischen Befunden, die erst in den vergangenen Jahren mühsam wiederhergestellt wurden, so dass sich das Schloss heute darstellt, wie es vor 300 Jahren ausgesehen hat.

Das Kunstgewerbemuseum auf der Schlossinsel in Berlin-Köpenick ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, am Samstag und Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Helmut Caspar

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