Dem Kurfürsten geht es jetzt an den Kragen -
Restaurierung des berühmten Reiterdenkmals im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg liegt im Zeitplan



Vom Dreck befreit: Jessica Ulrich und Peter Trappen schaben vorsichtig dreihundertjährigen Schmutz von Schlüters Meisterwerk ab. (Foto: Caspar)

Denkmalpflegerische Arbeiten kommen angesichts leer gefegter öffentlicher Kassen ohne privates Mäzenatentum und viele kleine Spenden kaum mehr aus. So wird auch die Restaurierung des Reiterdenkmals des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Ehrenhof des Schlosses Charlottenhof ausschließlich durch private Spenden finanziert. Ein zu diesem Zweck im Charlottenburger Schlossgarten veranstaltetes Benefizkonzert ergab nach Angabe des Vereins „Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg“ als Veranstalter einen Reinerlös von 10 000 Euro. Hinzu kommen 11 500 Euro, die bereits vor dem Konzert gesammelt worden waren, sowie 30 000 Euro, die im Charlottenburger Museumsshop von den „Freunden der Schlösser und Gärten“ etwa durch Verkauf einer speziellen Weinsorte erwirtschaftet wurden. Die bisher gesammelten 51 500 Euro sind nach Informationen der Preußischen Schlösserstiftung ein „sehr gutes, ausbaufähiges Ergebnis, das hoffnungsfroh stimmt“. Insgesamt werden für die anstehenden Restaurierungsarbeiten über 100 000 Euro veranschlagt. Deshalb müsse noch die Werbetrommel gerührt werden.

Während die vier Bronzesklaven, die zu Füßen des brandenburgischen Herrschers an den Marmorsockel gekettet sind, bereits gereinigt und gewachst sind, geht es dem vom Berliner Hofbildhauer Andreas Schlüter meisterhaft modellierten Kurfürsten an den Kragen, und dies im wörtlichen Sinne. In einem provisorischen Restaurierungsatelier, das dem Monument gleichsam übergestülpt ist, sind Jessica Ulrich und Peter Trappen von der Weißenseer Restaurierungsfirma Haber & Brandner gerade dabei, mit Bürsten und Skalpellen die dicke Schmutzschicht abzutragen, die sich im Laufe der vergangenen dreihundert Jahre auf dem Monument abgelagert hat. Für die beiden Metallrestauratoren ist es ein eigenartiges Gefühl, dem Kurfürsten direkt in die Augen zu schauen, ein Vergnügen, das kaum jemand wieder bekommt, wenn die Arbeiten erst einmal beendet sind. Bei der Reinigung müssen die Spezialisten sehr vorsichtig vorgehen, denn nichts wäre schlimmer, als wenn die Bronze verletzt würde. Von grünlichen Schlieren befreit wird derweil der Marmorsockel. Dazu tragen Ronald Adamini und weitere Steinrestauratoren eine Paste auf, die auf chemischem Wege hässliche Rückstände von der Denkmalbronze beseitigt. Denn bei jedem Regen werden winzige Partikel von der Patina ausgewaschen, die die Bronze bedeckt, und gelangen mit diesem auf und in den Stein.

Die Enthüllung des Monuments Mitte Oktober gibt gewissermaßen den Startschuss für die Festlichkeiten zur Dreihundertjahrfeier Charlottenburgs im kommenden Jahr. Preußens erster König Friedrich I. nannte das Schloss Lietzenburg nach dem frühen Tod seiner Gemahlin Sophie Charlotte am 1. Februar 1705 in Charlottenburg um und erhob das Dorf gleichen Namens zur Stadt. Sich selber bestimmte der König zum ersten Bürgermeister. Erst 1920 verloren Charlottenburg, Spandau, Köpenick und andere Gemeinden sowie zahlreiche Gutsbezirke im Zusammenhang mit der Bildung von Groß-Berlin ihre Selbstständigkeit. Mit 3,8 Millionen Einwohnern war die damalige Reichshauptstadt die drittgrößte Stadt der Welt und lag, was ihre Fläche betraf, weltweit sogar an erster Stelle.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"