Kurfürst und seine vier Sklaven vereint - Restauriertes Reiterdenkmal glänzt im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg wieder wie neu



Als ob er eben erst gegossen worden wäre, glänzt der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm auf seinem gereinigten Sockel im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg. (Foto: Caspar)

Über ein halbes Jahr waren der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und die vier Sklaven, welche seinen Denkmalsockel bewachen, voneinander getrennt. Seit Mitte Oktober ist Andreas Schlüters Reiterstandbild im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg wieder komplett und glänzt wie neu. Der Kurfürst sitzt, gereinigt und mit Wachs vor den Witterungsunbilden geschützt, auf seinem kräftigen Gaul. Ihm zu Füßen haben die Sklaven als Symbolfiguren besiegter Feinde Platz genommen und recken ihre Hände in flehender Geste zu dem Herrscher in die Höhe.

Mitarbeiter der Weißenseer Restaurierungsfirma Haber & Brandner hatten in den vergangenen Monaten die über 300 Jahre alte Bronze mit Schabern und Bürsten vorsichtig gereinigt und dabei auf allen fest anhaftende Schmutzschichten entfernt. Außerdem mußten kleine Löcher und Risse auf der Oberfläche geschlossen werden, und es wurden auch dunkle Streifen und Flecken aufgehellt. Steinrestauratoren haben mit einer Spezialpaste grünliche Verfärbungen beseitigt, die sich auf dem Marmorsockel gebildet hatten. Das Postament strahlt wieder in hellem Weiß, als käme es gerade erst aus der Steinmetzwerkstatt.

In einer kleinen Feierstunde würdigte der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Hartmut Dorgerloh, die Leistungen der Restauratoren, die das berühmte Meisterwerk des Barockbildhauers Andreas Schlüter wieder in einen vorzeigbaren Zustand versetzt haben. Zugleich dankte er dem Verein der Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten, der die Finanzierung des Projekts übernommen hatte. Ein Teil der Summe von 100 000 Euro war im Sommer bei einem Benefizkonzert und einer Kinoveranstaltung unter freiem Himmel zusammen gekommen. Ausserdem waren dem Verein zahllose private Spenden speziell für die Arbeiten am Denkmal zugegangen.

Der Abschluß der Restaurierung bildet den Auftakt für die Dreihundertjahrfeier von Charlottenburg im kommenden Jahr. Das Jubiläum bezieht sich auf die Umbenennung des Dorfes Lietzenburg in Charlottenburg nach dem frühen Tod der ersten preußischen Königin Sophie Charlotte am 1. Februar 1705. Deren Gemahl, Preußens erster König Friedrich I., erhob den Ort zur Stadt und ernannte sich zu ihrem ersten Bürgermeister.

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf und weitere Veranstalter planen für das kommende Jahr eine umfangreiche Palette von Ausstellungen, Lesungen, Konzerten und Führungen, in denen mit der geschichtlichen und künstlerischen Entwicklung von Charlottenburg von der Barockzeit bis heute bekanntgemacht wird.

Dabei wird sicher auch über die wechselvolle Geschichte des Reiterdenkmals und seine abenteuerliche Reise von der Berliner Schloßbrücke, wo es 1703 vom ersten Preußenkönig Friedrich I. enthüllt wurde, nach Charlottenburg berichtet. Das tonnenschwere Reiterdenkmal war im Zweiten Weltkrieg wegen der Luftangriffe auf Berlin vom Sockel geholt und nach Ketzin gebracht worden. Beim Rücktransport auf dem Wasser blieb der Kahn mit dem Großen Kurfürsten und den Sklaven an Bord im Borsighafen in Tegel, wo er 1947 versank. Die Bergung gelang erst 1949, und dann dauerte es noch zwei Jahre, bis Schlüters Meisterwerk einen Platz vor dem Charlottenburger Schloss erhielt, das damals noch eine Kriegsruine war. Versuche von Ost-Berliner Seite, den Großen Kurfürsten an seinen Ursprungsort, die Mitte Berlins, zurückzuholen, wurden in Zeiten des Kalten Krieges von westlicher Seite abgeschmettert.

Nach der Wiedervereinigung gab es gelegentliche Vorstöße in dieser Richtung, die aber die Preußische Schlösserstiftung mit dem Hinweis vereiteln konnte, der Große Kurfürst sei aus Charlottenburg nicht mehr wegzudenken. Sollte einmal das Berliner Stadtschloss stehen, wird über die Rückführung vielleicht neu nachgedacht.

Helmut Caspar

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