Maschinenhäuser à la Persius -
Anlagen für Potsdamer Wasserspiele wurden kostbar dekoriert


Potsdam. Der preußische Baumeister Ludwig Persius war ein Meister des Verhüllens und Kaschierens. Wie die bis 19. Oktober laufende Ausstellung Babelsberger Schloss zum 200. Geburtstag des „Architekten des Königs“ unterstreicht, baute er für Friedrich Wilhelm IV. und seine Brüder nicht nur einfache Pumpwerke zur Versorgung der Wasserspiele im Park Sanssouci sowie im Babelsberger und Glienicker Schlosspark. Vielmehr setzte der Meister seinen ganzen Ehrgeiz und viel Fantasie ein, um den Versorgungsbauten eine gefällige und exotische architektonische Form zu geben. So erhielt das 1841 bis 1843 errichtete Wasserwerk am Ufer des Neustädter Sees zur Versorgung des Parks von Sanssouci die Gestalt einer maurischen Moschee. Hier ist noch die reich dekorierte Dampfmaschine erhalten. Das Werk der Berliner Firma Borsig ist voll funktionstüchtig, wird jetzt allerdings von einem Dieselmotor angetrieben. Deshalb qualmt aus dem als Minarett gestalteten Schornstein auch kein schwarzer Rauch mehr wie vor 160 Jahren, als das Pumpwerk im Beisein des Königs in Betrieb gesetzt wurde.

Das Wasserwerk an der Glienicker Lake unterhalb von Schloss Babelsberg entstand 1844/45 im Auftrag des preußischen Prinzen Wilhelm, der 1861 als König Wilhelm I. den Thron bestieg und 1871 Kaiser wurde. Das Gebäude mit hohem, zinnenbewehrten Schornsteinturm korrespondiert in seinen Anklängen an mittelalterliche Burgen mit dem neogotisch gestalteten Schloss oben auf dem Babelsberg. Nach Persius’ Tod (1845) wurde das Maschinenhaus erweitert und mit leistungsfähigen Aggregaten ausgestattet. Leider ist von den alten Dampfmaschinen nichts mehr erhalten, und auch das Gebäude selbst, das in „Mauerzeiten“ direkt im Grenzstreifen lag, weshalb niemand ausser DDR-Grenzern Zugang hatte, ist restaurierungsbedürftig. Eine Dokumentation von Studenten der Potsdamer Fachhochschule schildert die Geschichte dieses interessanten und für das beginnende Industriezeitalter typischen Wirtschaftsbauwerks.

Auf Persius geht ein drittes Maschinenhaus in Glienicke zurück. Es wurde 1838 für den preußischen Prinzen Karl im Stil italienischer Villen errichtet und war auch Wohnhaus des Schlossgärtners. Auch hier hat sich von der ursprünglichen maschinellen Ausstattung nichts erhalten. Die Maschinenhäuser von Babelsberg und Glienicke können am Wochenende von 12 bis 17 Uhr und die „Moschee“ im Potsdamer Stadtzentrum ebenfalls am Wochenende von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Im Katalog zur Persius-Ausstellung und einem Architekturführer werden diese und andere Bauwerke des königlichen Architekten ausführlich beschrieben.

Helmut Caspar

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