Zwischen Nobelherberge und Katastrophenfall -
Freundeskreis Schlösser und Gärten in der Mark macht in Schriftenreihe auf Schätze vor der Haustür aufmerksam



Schloss Meseberg im Glück: Die Bundesregierung empfängt hier demnächst Staatsgäste. (Foto: Caspar)

Zusammenstürzende Adelssitze, vernachlässigte Wohn- und Wirtschaftsbauten, zugeschüttete Teiche und Kanäle, Gärten im Dornröschenschlaf – in der märkischen Schlösserlandschaft kommen solche Katastrophenfälle auch heute noch vor. Daneben gibt es aber auch gut gepflegte Herrenhäuser, die in Schlosshotels, Tagungsstätten oder Sanatorien umfunktioniert wurden oder wie vor 1945 alteingesessenen Familien oder neuen Besitzern mit einem Faible für Tradition zu Wohnzwecken dienen. Manchmal schien es, als hätten sanierungsbedürftige Häuser vertrauenswürdige Investoren gefunden. Doch wenn die Sanierungskosten deren Möglichkeiten überstiegen, waren die Geldgeber wieder verschwunden, und das Land oder die Gemeinde blieben auf den Immobilien sitzen.

Solchen Fällen nimmt sich der vor zwölf Jahren gegründete „Freundeskreis Schlösser und Gärten in der Mark“ an. Der Verein hat heute 230 Mitglieder und ist an weiteren Mitmachern stark interessiert. Dass er im vergangenen Jahr für sein Engagement den brandenburgischen Denkmalpflegepreis erhielt, bedeutete für ihn großen Ansporn, betont die Vereinsvorsitzende Sibylle Badstübner-Gröger. „Oft genug erkennt man den Wald voller Bäume nicht, also die baulichen Schätze, die vor der Haustür liegen. Da leisten wir Informations- und Überzeugungsarbeit. Es gilt, die Leute vor Ort von den großen Potenzen zu überzeugen, die in diesen Bauten schlummern. Eine Region, in der die Wirtschaft danieder liegt, sollte sich auf diese Schätze konzentrieren und sie nicht weiter verkommen lassen. Wir leisten erste fachliche Hilfe, bahnen Verbindungen zu Investoren und Ämtern an, erhöhen mit unseren Heften den Bekanntheitsgrad der Schlösser und Herrenhäuser, von denen manche so marode sind, dass man um ihre Existenz fürchten muss“, beschreibt die Kunsthistorikerin die Aufgaben des gemeinnützigen Vereins.

Der Freundeskreis leistet diese Basisarbeit ehrenamtlich von Berlin aus. Das Arbeitsprogramm reicht von Benefizkonzerten über Exkursionen und Führungen bis zu Veröffentlichungen einer eigenen Schriftenreihe. Die neueste Folgen wurden unlängst vorgestellt. Erfasst mit allen Daten zur Baugeschichte sind Schlösser und Herrenhäuser in Börnicke, Nennhausen, Neuhausen, Sommerswalde und Zeesen. Kunsthistoriker, Denkmalpfleger und Architekten vermitteln auch ein wenig vom Leben der früheren Besitzer und zeigen ungeschminkt heutige recht traurige Zustände.

Glück hat das Schloss Börnicke im Kreis Barnim, dem eine Karriere als Automobilmuseum bevor steht. Die Anregung dazu kam von dem für das Berliner Schloss und andere historische Bauten tätigen Architekten und Automobilfreak Rupert Stuhlemmer. Er konnte das Deutsche Technikmuseum, das seine wertvollen Oldtimer nicht zeigen kann, für die Idee gewinnen. Mit der neuen Nutzung des von dem Architekten Bruno Paul für die Bankiersfamilie Mendelssohn-Bartholdy gebauten Schlosses erhält die Region ein kulturelles und touristisches Highlight, und ausserdem wird für den Erhalt des Anwesens gesorgt.

Ginge es doch dem Schloss Zeesen bei Königs Wusterhausen ähnlich gut. Hier lebte unter anderem das Schauspielerpaar Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe. Bis zur Ruine verkommen und von der Dorfjugend demoliert, wartet das Haus auf einen gut betuchten, dabei auch feinfühligen Investor und Besitzer. Der wurde vor einiger Zeit für das lange vernachlässigte Schloss Meseberg im Kreis Oberhavel gefunden. Die Bundesregierung richtet in dem von der Messerschmitt Stiftung sanierten Gebäude ein Gästehaus ein, und der Freundeskreis widmet ihm weiteres Heft. Die Zahl 70 soll in diesem Jahr noch erreicht werden.

Bis auf bereits vergriffene Hefte kann die nunmehr 67teilige Schriftenreihe beim Freundeskreis Schlösser und Gärten in der Mark, Jean-Monnet-Haus, Bundesallee 22, 10171 Berlin, bestellt werden. Telefon 030/88 412 266.

Helmut Caspar

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