Das Schloss des Favoriten -
In Meseberg werden ab 2005 Gäste der Bundesregierung residieren



Der Umbau von Schloss Meseberg zum Gästehaus der Bundesregierung ist fast geschafft. (Foto: Caspar)

Endlich einmal eine gute Nachricht: Schloss Meseberg im Kreis Oberhavel, lange vernachlässigt und jetzt von Dach bis Keller saniert, wird ab Herbst 2005 Gästehaus der Bundesregierung. Die dörfliche Beschaulichkeit ist dahin, wenn Staatsbesucher samt Gefolge im Schloss residieren oder hier Tagungen stattfinnden. Doch es sind auch Arbeitsplätze in Aussicht, und es kommt Leben ins Dorf. Zudem wird die Zufahrt zur B 96 erneuert, und Fernwärmeanschluss gibt es auch noch. Für Meseberg und die Region ist die Entscheidung ein Glücksfall, an den vor Jahren niemand zu denken wagte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Besitzer vertrieben, ins Schloss zogen Flüchtlinge. Später zogen in die hochherrschaftlichen Räume mit kostbarem Stuck, den spätbarocken Decken- und Wandmalereien und den edlen Kaminen Gemeindeverwaltung, Dorfkonsum und Kindergarten. Niemand kümmerte sich um die wertvolle Bausubstanz, und so blieben gravierende Schäden nicht aus.

Schon in DDR-Zeiten wurden neue Nutzungskonzepte gesucht, aber nicht gefunden. Nach der Wende hieß es, dass der gottlob nicht wie viele andere Herrenhäuser zerstörte Bau von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften als Tagungsstätte und Gästehaus übernommen werden soll. Doch die Gelehrtenvereinigung hatte nicht die Mittel, das herunter gekommene Schloss zu sanieren.

Zum Glück fand sich ein potenter Investor in Gestalt der Münchner Messerschmitt Stiftung. Sie hat sich gleich nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern und speziell in Brandenburg mit namhaften Summen für die Restaurierung gefährdeter Bau- und Kunstdenkmäler eingesetzt, soch auch für den Wiederaufbau des spätbarocken Belvederes auf dem Klausberg im Park von Sanssouci.

„Vor zehn Jahren habe ich mit dem damaligen brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stolpe über die Idee gesprochen, hier ein Gästehaus einzurichten, jetzt sind wir fast am Ziel“, sagt Hans Heinrich von Srbik, der die Messerschmitt Stiftung leitet und das Schloss der Bundesregierung für einen symbolischen Mietpreis von einem Euro überlassen will. „Noch sind Schloss und Park eine Baustelle, doch bis Herbst soll alles geschafft sein“. Planung und Überwachung der mit dem Denkmalschutz abgestimmten Baumaßnahmen hat der Berliner Architekt Ulli Böhme inne.

Prominentester Bewohner von Schloss Meseberg war im 18. Jahrhundert Major Christoph Ludwig von Kaphengst, ein stattlicher Mann, der zeitweilig am Hof des Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg viel zu sagen hatte. Kaphengst hatte bei Heinrich den Posten eines Adjutanten inne, doch schon Theodor Fontane meint in den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, dass es nicht wohl seine geistigen Gaben waren, die ihn zu dieser Stellung befähigten. Mit anderen Worten, es müssen andere, nicht näher beschriebene Eigenschaften gewesen sein, die den langsam alternden Prinzen faszinierten. Das anstößige Verhältnis wurde König Friedrich II. zu bunt. Er befahl seinem Bruder Heinrich, Kaphengst zu entlassen. Um dies dem Herrn von Rheinsberg zu versüßen, erhielt er ein Geschenk von 10 000 Friderichs d’or (50 000 Taler). Heinrich fügte sich der Weisung. Doch ganz aus den Augen wollte er seinen Favoriten nicht lassen. Deshalb kaufte er ihm das nicht weit von Rheinsberg entfernte Gut Meseberg und schenkte es Kaphengst im Jahre 1774. So war man sich weiter nahe.

Als Kaphengst 1798 starb, hatte er einen großen Teil seines Vermögens verjubelt, nur das Schloss blieb in der Familie. Nach etlichen Besitzerwechseln zogen im späten 19. Jahrhundert Nachfahren von Gotthold Ephraim Lessing ein. Die drei an eine Saaldecke gemalten und auch sonst im Schlossbezirk sichtbaren Ringe aus dem Schauspiel „Nathan der Weise“ erinnern an den berühmten Dichter.

Helmut Caspar

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