Sterne zu "verpaten" -
Ein ungewöhnlicher Weg, die Restaurierung
der Schinkel-Kirche in Neuhardenberg zu unterstützen



Die Neuhardenberger Dorfkirche mit der Gruft des 1822 verstorbenen preußischen Staatskanzlers Karl August Fürst von Hardenberg.
(Foto: DKV-Kunstführer)

Die Schinkel-Kirche im brandenburgischen Neuhardenberg (Kreis Märkisch-Oderland), ehemals Sitz des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg, ist ein für märkische Verhältnisse ganz ungewöhnlicher Bau, vorn mit einem runden Turm auf eckigem Fundament, rückseitig gestaltet wie ein griechischer Tempel, hell gestrichen. Wenige Schritte vom Schloss entfernt, in dem jetzt die Stiftung Schloss Neuhardenberg tätig ist, zeigt sich das außen schlicht gestaltete Gotteshaus innen wie Schatzkästchen. Hier hat Preußens oberster Baumeister Karl Friedrich Schinkel um 1817 all seine Fantasie aufgeboten, der Dorf- und Begräbniskirche der Familie Hardenberg Würde und Weite zu geben. Wie das Firmament ist der blau gestrichene Kirchenhimmel mit gelben Sternen bedeckt. Schinkel liebte solchen sechszackigen Schmuck, bei vielen seiner Bauten ist er zu sehen. Genau 6262 unterschiedlich große Sterne bedecken die restaurierte Decke, angeordnet in gleichmäßigen Reihen zwischen Altar und Orgelempore, innen klein und nach außen immer größer werdend.

„Die Innensanierung begann im vergangenen Oktober mit dem Ausbau der Bänke und des Altars. Das Gestühl und Emporen werden ausgebessert, der Fußboden erhält neue Fliesen, die denen aus der Schinkelzeit gleichen, die Elektroanlage wird erneuert. Auch der Orgelprospekt hat restauratorische Hilfe nötig“, sagt Christa Starke vom Förderverein Schinkel-Kirche Neuhardenberg e. V. Die kleine Gemeinde könne die Kosten von etwa 750 000 Euro für die Instandsetzung der Kirche nicht aufbringen. Viele Geldgeber hätten schon bei der Außensanierung geholfen – die Landesregierung, die Ostdeutsche Sparkassenstiftung, die Brandenburgischen Sommerkonzerte und andere Institutionen. „Große Hilfe kommt von der Hermann-Reemstma-Stiftung, die auch viel für die Potsdamer Schlösser getan hat. Sie will jeden Spenden-Euro verdoppeln. Das spornt uns an“.

Da die Gemeinde für die Innenrestaurierung zuständig ist, muss sie auch das Geld aufbringen. Und hier kommen Schinkels Sterne ins Spiel. Der Förderverein bietet Patenschaften für einen einzelnen oder mehrere Sterne an. Ganz kleine Sterne im Zentrum des Kirchenhimmels kann man schon ab 40 Euro erwerben, mittelgroße für 80 und die großen am Rand der Deckenbemalung für 250 Euro und mehr. Alle Patenschaften werden wie in der Astronomie in einem Sternenregister samt Koordinaten und Namen der Geldgeber verzeichnet und diesen überreicht. Mit dieser ungewöhnlichen Methode hat der Verein bereits 120 000 Euro eingenommen. Das Geld ist ausschließlich für die Kirchensanierung bestimmt.

Seit sich herumgesprochen hat, dass man in Neuhardenberg quasi in den Himmel kommt, wenn man eine Sternpatenschaft übernimmt, gibt es Anfragen aus aller Welt. Schon jetzt sind über 3000 dieser vergoldeten Zierstücke „verpatet“, wie es im Vereins-Jargon heißt. „Doch reichen die Einnahmen nicht aus, zumal bei den Bauarbeiten immer wieder neue Schäden festgestellt werden. Deshalb müssen wir uns um weitere Patenschaften bemühen, etwa indem wir gezielt Sponsoren ansprechen“, erläutert Christa Starke. Ende des Monats erwartet der Förderverein im Rahmen einer kleinen Feierstunde die Überreichung eines Schecks über 3500 Euro, die mit einem „dicken Eintrag“ im Sternenregister honoriert werden, wie Christa Starke sagt. Da die Kirche in der Winterzeit von 12 bis 16 Uhr geöffnet ist und auch Sonderführungen veranstaltet werden, hofft die Neuhardenbergerin auf weitere Einnahmen durch Kirchenführung. Im vergangenen Jahr kamen immerhin 18 000 Euro zusammen. Wer will, kann gleich an Ort und Stelle eine Sternpatenschaft übernehmen. Förderverein Schinkel-Kirche Neuhardenberg e. V. Tel 033476/50651, Spendenkonto 3000 6666 20 Stichwort Sternpatenschaft Sparkasse Märkisch Oderland, BLZ 170 540 40.

Helmut Caspar

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