Alte Städte und ihr grüner Mantel -
Ausstellungen in Neuruppin über Nutzung von Wall- und Grabenanlagen



Der Almathea- oder Tempelgarten erinnert an den preußischen Kronprinzen Friedrich, ab 1740 König Friedrich II., und seine Neuruppiner Garnisonszeit. (Foto: Caspar)

Das Land Brandenburg steht in diesem Jahr im Zeichen der Farbe Grün, genauer gesagt lautet das Motto der Kulturlandkampagne 2004 "Landschaft und Gärten". Geplant sind etwa 50 Projekte - Ausstellungen und Führungen, Tagungen, Lesungen und Exkursionen. Dazu kommen Literaturwettbewerbe für Jugendliche, Tage des offenen Gartens, Workshops mit Studenten und Wanderungen auf Kunstpfaden. Beteiligt an den etwa 50 Ausstellungen, Exkursionen, Kunstprojekten und anderen Veranstaltungen von der Uckermark bis zur Lausitz, von der Elbe bis zur Oder ist auch die Fontanestadt Neuruppin. Sie lädt ab 23. April zur Ausstellung "Der grüne Mantel der Städte" ein. Dargestellt wird in einer Freilichtschau und ab 12. Juni in einer weiteren Dokumentation im Heimatmuseum anhand von Beispielen aus vier verschiedenen Städten Geschichte und heutige Nutzung von städtischen Grün- und Freiflächen. Die Schau, die auch von einem ganzjährigen Vortragsprogramm begleitet wird, will unter anderem die Frage beantworten, warum man in mittelalterlicher und späterer Zeit Wall- und Grabenanlagen errichtet hat, wie sie die Entwicklung der Städte beeinflussten, manchmal auch behinderten, und welche Potenziale dieser Teil unseres historischen Erbes heute und in Zukunft hat.

Dass die Freilicht- und Museumsschau in Neuruppin stattfindet, hat einen guten Grund. Die nach dem verheerenden Brand von 1787 im Auftrag des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. neu aufgebaute Stadt besitzt einen aus uralten Bäumen bestehenden Grünzug, der der Stadtmauer vorgelagert war. Kronprinz Friedrich, der spätere Preußenkönig Friedrich II., der Große, soll sich während seiner Zeit als örtlicher Regimentskommandeur in Neuruppin für die Bewahrung des, wie wir heute sagen würden, Naherholungsbereichs eingesetzt haben, indem er das Abholzen der Bäume untersagte. Da Neuruppin keine Festung und die Wallanlagen im 18. Jahrhundert längst ihre fortifikatorische Bedeutung verloren hatten, war das im Mittelalter noch erforderliche freie Schuss- und Sichtfeld überflüssig.

Der in prinzlichem Auftrag angelegte Almathea- oder Tempelgarten gleich hinterm Heimatmuseum in der August-Bebel-Straße liegt in diesem Gürtel. Er erinnert an die Naturverbundenheit des jungen Hohenzollern, und natürlich wird diese Anlage mit ihrem reichen Figurenschmuck und einem kleinen Rundtempel, mit dem Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff sein Debüt als Architekt gab, in die Schau ab April einbezogen, sagt Arne Krohn, Fachbereichsleiter für Stadterhaltung und -entwicklung im Neuruppiner Rathaus. „Als man die Stadt nach dem Brand von 1787 feuersicher wiedererbaute und um ein Drittel erweiterte und damit auch die ehemalige Stadtmauer als Akzise- und Zollmauer umnutzte sowie um fast zwei Kilometer verlängerte, setzte sich Prinz Heinrich, der in Rheinsberg residierende Bruder Friedrichs des Großen, dafür ein, den Almatheagarten aus Gründen der Pietät nicht anzutasten. Die Anlage ist zweifellos eines unserer touristischen Zugpferde. Sie unterstreicht neben vielen anderen Beispielen die hohe Wertschätzung, die der Denkmalschutz hier genieß“, stellt Krohn fest.

Neuruppin ist Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischen Stadtkernen“, der jetzt 29 Kommunen quer durch das Land Brandenburg angehören. Im vergangenen Jahr hatte man in dem Gremium die Idee, sich an der Kulturlandkampagne von 2004 mit einer Dokumentation über alte Wallanlagen, Freiflächen und Stadtmauern zu beteiligen. Jede der vier Regionalgruppen der Arbeitsgemeinschaft steuert ein Beispiel bei - Wittstock, Altlandsberg, Treuenbrietzen und Luckau. In diesen Städten werden ähnliche, jedoch kleinere und auf das örtliche Beispiel bezogene Schau veranstaltet. "Unser Ziel ist, durch breite Information über Werte vor der Haustür Heimatverbundenheit zu stärken. Wir wollen deutlich machen, welche großen Potenziale diese Bereiche haben und wie man mit ihnen schonend umgeht. Das ist kein Selbstzweck, denn es geht hier auch um neue Erlebnisbereichen und touristischen Angeboten", erläutert Arne Krohn.

Die Schau auf dem etwa eineinhalb Kilometer langen Abschnitt der Neuruppiner Wallanlage zwischen Tempelgarten und Rheinsberger Tor besteht aus Fototafeln und Erläuterungen, die dann ab 12. Juni im Museum in der August-Bebel-Straße durch Lagepläne, Stiche und Modelle ergänzt werden. Wie Museumsleiter Peter Schmidt hinzufügt, werden in der Ausstellung auch Reste alter Befestigungen gezeigt, die bei archäologischen Untersuchungen in den beteiligten Städten freigelegt wurden. Auch der bei Ausgräbern immer sehr beliebte Inhalt uralter Abfall- und Baugruben wird in einer Auswahl zu sehen sein.

Helmut Caspar

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