Otto der Faule als Schloßwächter -
Figuren von der Siegesallee werben in Charlottenburg für Kaiser-Ausstellung



Das Denkmal des Markgrafen Ottos des Faulen macht vor dem Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg auf die Ausstellung "Die Kaiser und die Macht der Medien" aufmerksam. (Foto: Caspar)

Sechs Figuren von der ehemaligen Siegesallee werben vor dem Schloß Charlottenburg für die Ausstellung „Die Kaiser und die Macht der Medien“, die ab 18. Oktober im Neuen Flügel des Schlosses Charlottenburg gezeigt wird. Mit der Aufstellung der um 1900 entlang der Berliner Siegesallee enthüllten Figuren brandenburg-preußischer Landesfürsten will die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg demonstrieren, daß vor hundert Jahren auch die Schaffung von Herrscher- und Kriegerdenkmälern unter freiem Himmel ein wichtiger Teil der von den preußischen Königen und deutschen Kaisern exzellent beherrschten monarchischen Selbstdarstellung war.

Vor allem tat sich der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. mit unzähligen Denkmalstiftungen hervor, was ihm prompt den Spitznamen „Denkmalwilly“ verschaffte. Er hatte die Siegesallee, eine Ansammlung von 32 auf halbrunden Bänken stehenden Herrscherfiguren, im Jahre 1895 der Stadt Berlin als Ehrengeschenk gestiftet, dessen Kosten er selber bestritt. Allerdings zeigten sich die Berliner von dieser Gabe wenig erfreut, manche meinten, ein neues Krankenhaus wäre sinnvoller. Sie überzogen die „weltberüchtigte Puppenallee“ ganz aus Marmor mit Spott und Hohn, und besonders Mutige schlugen den Figuren Finger und Nasen ab, was die Polizei auf den Plan rief. Besonders hatte es Markgraf Otto der Faule aus dem Hause Wittelsbach der Schuljugend angetan, die sich an den schlaffen Waden und den herunterhängenden Augenlidern des hochgerüstet dastehenden Landesfürsten erfreute, eine Figur, die jetzt bei der Kaiser-Ausstellung mehr oder weniger bewundernde Blicke auf sich ziehen wird.

Dass der Siegesallee in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs übel mitgespielt wurde, zeigen Beschädigungen an allen Marmorfiguren. König Friedrich Wilhelm II. gar hält tapfer Wache, obwohl er seinen Kopf eingebüßt hat. Die Denkmäler waren nach dem Krieg zu ihrem Schutz im Park von Schloss Bellevue vergraben worden, wurden aber in den siebziger Jahren wieder hervor geholt und fristen seitdem im Lapidarium am Halleschen Ufer beziehungsweise in der Spandauer Zitadelle mehr schlecht als recht ihr Leben. Wie von der Schlösserstiftung zu erfahren wist, bleiben die Standbilder und Büsten von der Siegesallee bis April 2006 in Charlottenburg und kehren dann in ihre Asyle zurück.

Helmut Caspar

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