Prinzen im Schatten des Throns -
Neue Ausgabe der „Mark Brandenburg“ mit Hohenzollernschen Familiengeschichten



Eine Pyramide im Rheinsberger Schlosspark erinnert an Prinz August Wilhelm, den Stammvater der bis 1918 regierenden Hohenzollern. (Foto: Caspar)

Unter der Herrschaft des Friedrichs II., des Großen, Prinz oder Prinzessin zu sein, war nicht immer angenehm und komfortabel. Als Oberhaupt der Hohenzollernfamilie behielt sich der Monarch Entscheidungen etwa über Hochzeiten und Karrieren vor, und wenn ihm ein Verwandter nicht in den Kram passte, konnte der angeblich so tolerante König fuchsteufelswild und ehrverletzend werden. Das spürte Friedrichs jüngerer Bruder August Wilhelm am eigenen Leibe, wie man in einer neuen Folge der Heimatzeitschrift „Die Mark Brandenburg“ nachlesen kann. Sechs Beiträge befassen sich mit Preußenprinzen, die im „Schatten des Throns“, so der Titel des informativen Heftes, standen.

August Wilhelm wurde bereits 1744, mit 22 Jahren, wegen der Kinderlosigkeit Friedrichs II. zu dessen Nachfolger mit dem Titel „Prinz von Preußen“ ernannt. Das anfangs herzliche Einvernehmen der beiden kühlte sich zu Beginn des Siebenjährigen Krieges bis auf Eiseskälte ab, als August Wilhelm Befehle seines königlichen Oberbefehlshabers ignorierte und ein wichtiger Stützpunkt an die Österreicher fiel. „Sie verdienten, dass über Ihr Betragen ein Kriegsrecht gehalten wird, wo Sie und alle Ihre bei sich habenden Generale die Köpfe verlieren müssten“, fauchte der König. Der unglückliche Bruder nahm, verbittert und enttäuscht seinen Abschied, zog sich in sein Schloss Oranienburg zurück, erlitt dort einen Schlaganfall und starb 1758 mit nur 35 Jahren. Sein 1744 geborener Sohn Friedrich Wilhelm (II.) bestieg 1786 als Nachfolger Friedrichs des Großen den preußischen Thron. Somit ist August Wilhelm der Stammvater der bis 1918 regierenden Hohenzollern. Friedrichs Bruder Heinrich setzte dem unglücklichen August Wilhelm im Rheinsberger Schlosspark ein ergreifendes Denkmal. Die Pyramide erinnert an ihn und alle anderen Offiziere aus der friderizianischen Armee, die es nach Heinrichs Meinung verdient haben, dass man sich ihrer erinnert. Heinrich rächte sich für Zurücksetzungen und Undank durch den Großen König auf seine Weise, indem er dessen Namen nicht erwähnte.

Mit einem Blick in die Biographie des im Oktober 1806 bei Saalfeld von französischen Kugeln tödlich getroffenen Prinzen Louis Ferdinand werden die Hohenzollernschen Familiengeschichten, man könnte auch sagen Familientragödien, fortgesetzt. Der hochbegabte Louis Ferdinand wurde im Oktober 1806 bei Saalfeld von einer französischen Kugel tödlich getroffen, und schon wurde am Mythos des musikalischen Frauenschwarms gearbeitet. Friedlicher verlief das Leben des Prinzen Carl. Der „nachgeborene“ Sohn Friedrich Wilhelms III. hatte keine Chance auf die preußische Krone, und als er 1830 zum König von Griechenland ausgerufen werden sollte, versagte der Vater ihm dies. Das Rennen machte ein bayerischer Prinz. Carl, der Besitzer des Landgutes Glienicke zwischen Berlin und Potsdam, fügte sich der Staatsräson und machte sich als Bauherr, Militär sowie Waffen- und Kunstsammler einen Namen.

Wie „Sir Charles Glienicke“, wie sich Carl manchmal selber nannte, schafften es auch andere Prinzen nicht, wirklichen Einfluss auf die Politik zu bekommen, wie an Biographien des Feldherrn Prinz Friedrich Karl und des Prinzen Heinrich dargelegt wird. Letzterer war ein Bruder Kaiser Wilhelms II. Wäre der Großadmiral nicht „Erfinder“ der auch heute viel getragenen Prinz-Heinrich-Mütze, hätte man ihn wie viele andere Hohenzollern-Abkömmlinge schon längst vergessen.

Die Mark Brandenburg, Heft 55, Marika Großer Verlag Berlin 2004, 40 S., 4 Euro.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Themenübersicht "Berlin und das Land Brandenburg"