Streit um die richtige Inschrift -
Bau eines Denkmals für die in der NS-Zeit ermordeten Sinti und Roma verzögert sich

Während nach vielen Querelen und Irritationen der Bau des Denkmals für die ermordeten Juden Europas auf dem Gelände der ehemaligen Ministergärten unweit des Brandenburger Tors langsam vorankommt, stockt die Ausführung eines anderen Mahnmals zur Erinnerung an die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma. Es soll in der Nähe des Reichstagsgebäudes entstehen, wie eine schon vor Jahren aufgestellte Hinweistafel aussagt. „Hier entsteht das nationale Holocaust-Mahnmal für die im NS-besetzten Europa ermordeten Sinti und Roma“ heißt es auf dem Bauschild.

Eigentlich sollte das Erinnerungsmal schon längst stehen. Dass es dies nicht tut, liegt offenbar an einem Streit über die richtige Inschrift zwischen dem Zentralrat der Sinti und Roma und der Bundesregierung. Das einer Rede des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog entnommene Zitat „Der Völkermord an den Sinti und Roma ist aus dem gleichen Motiv des Rassenwahns, mit dem gleichen Vorsatz und dem gleichen Willen zur planmäßigen und endgültigen Vernichtung durchgeführt worden wie der an den Juden. Sie wurden im gesamten Einflussbereich der Nationalsozialisten systematisch und familienweise vom Kleinkind bis zum Greis ermordet“ sagt dem Zentralrat am besten zu. Er stört sich an anderen Vorschlägen wie „Wir verneigen uns vor dem Leiden der Kinder, Frauen und Männer, die die Rassenideologien als ,Zigeuner’ oder ,Zigeunermischlinge’ diffamierten.“ Für die Vertreter der Sinti und Roma ist es unannehmbar, dass auf einem Denkmal Begriffe wie Zigeuner und Zigeunermischlinge verwendet werden, also Zuschreibungen, die von den Nazis zur Begründung für ihre Mordaktionen verwendet wurden. Erst wenn eine Inschrift gefunden wird, die niemanden beleidige und auch nicht die Sprache der Unmenschen verwende, könne mit dem Bau des Denkmals begonnen werden, heißt es beim Zentralrat.

Der Deutsche Bundestag hat den Bau eines Denkmals für weitere Opfer der NS-Diktatur ebenfalls in Reichstagsnähe beschlossen. Es soll an die vielen tausend Homosexuellen erinnern, die zwischen 1933 und 1945 wegen ihrer Orientierung ermordet, zu Zuchthausstrafen verurteilt oder in die Konzentrationslager, gezeichnet mit einem rosa Winkel, geworfen wurden. Kulturstaatsministerin Christina Weiss bezeichnete das Mahnmal, für das der Bund 500 000 Euro aufwenden will, als längst überfällig.

Helmut Caspar

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