Schlossaufbau weiter in den Sternen
Förderverein hat fünf Millionen Euro beisammen,
doch jetzt kommen vom Bund neue Nutzungsvarianten


Bisher existiert das Berliner Schloss nur als Modell,
Computersimulation und Bauplänen. (Foto: Caspar)


Mit dem Wiederaufbau des Berliner Schlosses ist es wie bei einer Achterbahn, mal geht’s rauf, mal runter, aber Bewegung ist immer. Fest steht nur, dass auf dem Schlossplatz demnächst eine Infobox errichtet wird, in der sich Besucher bei freiem Eintritt über die vom Deutschen Bundestag im Juli 2002 beschlossenen Wiederaufbau- und die Nutzungspläne informieren können.

Während der von Wilhelm von Boddien geleitete Förderverein Berliner Schloss bereits fünf Millionen Euro gesammelt hat und weitere Summen erwartet, tut sich beim Bund nichts. Niemand hat in der Bundesregierung den Mut, sich definitiv für das 670 Millionen Euro teure Bauprojekt und seine Finanzierung auszusprechen. Das könne man im Moment, wo überall gespart und geknapst wird, und angesichts von Entlassungen und Lohnstopp niemandem vermitteln, heißt es. Wilhelm von Boddien ist dennoch zuversichtlich, dass die Aufbaupläne für den 1950 abgerissenen Hohenzollernpalast nicht auf halbem Wege stecken bleiben. Er will durch Spenden und Anteilsscheine 80 Millionen Euro zusammen bekommen, die für die millimetergenaue Rekonstruktion der barocken Schlossfassade sowie des historischen Schlüterhofes eingesetzt werden sollen. Entsprechende Pläne und Szenarien liegen bereits auf dem Tisch, und es gibt schon Beispiele, wie sich die Bildhauerarbeiten für die Sandsteinfassade rekonstruieren lassen. Der Vereinsvorsitzende hofft inständig, dass der Bau nun endlich beginnt, dann kämen weitere bisher von Sponsoren zugesagte Summen zu jenen eingesammelten fünf Millionen hinzu.

Von den Plänen, wonach das Stadtschloss mit dem Namen Humboldt-Forum als Pendant zur Museumsinsel und neuer Standort der Staatlichen Museen zu Berlin und ihrer bis jetzt in Dahlem untergebrachten aussereuropäischen Sammlungen sowie Heimstatt der Landesbibliothek Berlin und von Einrichtungen der Humboldt-Universität werden soll, hält das Bundesfinanzministerium nicht viel. Es ist auf Rendite aus, will finanzkräftige Sponsoren begeistern, verspricht Gewinne, die man bei der beschriebenen musealen Nutzung nicht so schnell erzielt. Das Bundesfinanzministerium kippt die Verhältnisse um, will 80 Prozent des künftigen Schlosses kommerziell und nur zu 20 Prozent kulturell nutzen. Das allerdings steht dem Beschluss des Bundestages entgegen, der sich mit Mehrheit für die überwiegende kulturelle Verwendung des Neubaues mit barocker Fassade ausgesprochen hat.

Die Sache bleibt also spannend, denn auch der Bundestag kann als Souverän des Volkes jederzeit sein Votum ändern, und wenn die Dinge weiter in der Schwebe bleiben, verstauben nicht nur die Aufbaupläne, sondern erlischt irgendwann auch das öffentliche Interesse an dem ganzen Projekt. Schon werden Ideen diskutiert, für vergleichsweise wenig Geld die Schlossplatz-Brache in einen Park zu verwandeln. Wie man weiß, dauert nichts länger als Provisorien.

Helmut Caspar

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