Fit für das nächste Jahrhundert -
Marmorne Wächterfiguren werden gereinigt und mit Akrylharz getränkt


Gereinigt und gebadet werden die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Sphingen, die den Weg zum Schloss Sanssouci bewachen. (Foto: Caspar)

Potsdam. Im Park von Sanssouci stehen hunderte Marmorfiguren aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Für die Preußische Schlösserstiftung sind sie Lust und Last zugleich. Denn die Götter und Giganten sehen zwar dekorativ aus und zeugen vom Kunstsinn der Hohenzollern, die hier ihre Schlösser errichten ließen. Zum anderen aber nagt der Zahn der Zeit an den Figuren. In DDR-Zeiten konnten nur kleine Reparaturen ausgeführt werden, denn es gab keine westlichen Devisen, um carrarischen Marmor in Italien zu kaufen. Nach der Wende und Wiedervereinigung war das keine Hürde mehr. Besonders kostbare Figuren wie die Gruppen an der Großen Fontäne unterhalb von Schloss Sanssouci wurden nach und nach durch Kopien ersetzt. Weitere Plastiken werden in der Bildhauerwerkstatt der Schlösserstiftung an der Potsdamer Lennéstraße durch Reinigung und Konservierung fit für die nächsten hundert Jahre gemacht.

Das betrifft auch die beiden Sphingen, die den Eingang zur Allee nach Sanssouci bewachen. Schöpfer der 1755 aufgestellten Mischwesen aus Frau und Löwe ist der Bildhauer Georg Franz Ebenhech. Er zeigt jene Sphinx nicht als grimmige Wächterin, die Menschen in Angst und Schrecken versetzt oder sie gar verschlingt, sondern als freundliches Wesen, das mit dicklichen Putten spielt. Steinrestaurator Ulrich Gern entfernt mit einem Reinigungsgerät, aus dem heißes Wasser spritzt, die grau-schwarze Schmutzschicht, die sich mit den Jahren gebildet hat. Beseitigt werden dabei auch Mikroorganismen, deren Abscheidungen die kristalline Struktur des Marmors schädigen. Mit einer Laserpistole entfernt der Restaurator hartnäckige Flecken, die sich in Kehlen und Falten gebildet haben. Kleine Ausplatzungen werden mit Marmor ergänzt, Risse und Löcher durch Injektionen mit einem flüssigen Harz gefüllt.

In einer Werkstatt in der Nähe von Bamberg werden die Figuren dauerhaft konserviert und vor künftigen Witterungsunbilden geschützt. Unter Bedingungen des Vakuums, die die Potsdamer Werkstatt nicht zur Verfügung stellen kann, wird die im Stein vorhandene Luft abgesaugt. Unter Hinzufügen von Wärme trocknen die Marmorfiguren aus. Der Marmor gleicht einem trockenen Schwamm und ist bereit zur Aufnahme von Flüssigkeiten. Krönender Abschluss ist eine Volltränkung mit Akrylharz. Auch hier hilft Unterdruck, dass das flüssige Konservierungsmittel tief in den Marmor eindringt und damit seine kristalline Struktur festigt. So behandelt, können die marmornen Wächterinnen in ein paar Monaten wieder ihren Dienst am Weg zum Schloss Sanssouci tun.

Helmut Caspar

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