Dem Apoll und den Musen gewidmet -
Neue Ausstellung dokumentiert wechselvolle Geschichte der Staatsoper Unter den Linden in Berlin



Eine Ausstellung in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin
erinnert an den Wiederaufbau, der vor 50 Jahren beendet wurde. (Foto: Caspar)

Vor 50 Jahren wurde der Wiederaufbau der aus dem 18. Jahrhundert stammenden, im Zweiten Weltkrieg zerstörten Staatsoper Unter den Linden in Berlin abgeschlossen. Aus diesem Anlass wird bis zum 12. September im Apollosaal eine Ausstellung gezeigt, die mit Bauplänen, Fotos und anderen Zeugnissen die wechselvolle Geschichte des Opernhauses erzählt. Bauherr war der musik- und opernbegeisterte preußische König Friedrich II., der Große. Sein Stararchitekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff zeichnete die Pläne für das Opernhaus, mit dem der König auch den Startschuss für die Errichtung des wegen der Schlesischen Kriege und der hohen Kosten nicht ganz vollendeten Forum Fridericianum gab.

Aus alten Beschreibungen ist bekannt, dass der König das Opernhaus nicht nur für die Aufführung prunkvoll dekorierter Opern nutzte, sondern auch für ausgiebige Gelage und Festlichkeiten anlässlich von fürstlichen Staatsbesuchen oder Familienfeiern. Zugelassen waren als Besucher anfangs nur Damen und Herren von Adel und Stand, das „Volk“ musste draußen bleiben. Selbstbewusst verewigte sich der König über dem Eingangsportal mit der Inschrift FRIDERICUS REX APOLLINI ET MUSIS. Die lateinische Widmung sagt aus, dass König Friedrich dieses Gebäude Apoll, dem Gott der Künste, und seinen Musen gewidmet hat. Apoll hat höchstpersönlich auf der Spitze des Giebeldreiecks Aufstellung genommen.

Dreimal wurde das Opernhaus zerstört und erweitert aufgebaut: 1843/44 nach einem verheerenden Brand, sodann 1941/42 nach der ersten Bombardierung sowie endgültig zwischen 1952 und 1955 nach Plänen des Architekten Richard Paulick. Er beließ die historische Gestalt, organisierte aber das Innere neu. Dazu gehörte auch der Einbau des mit Säulen bestückten Apollosaals als Spielort für Kammerkonzerte, für den der viel kleinere Marmorsaal im Potsdamer Schloss Sanssouci Pate stand. Die Innendekoration lehnt sich an den von Knobelsdorff praktizierten Rokoko-Stil an, ergänzt an einigen Stellen durch Embleme der DDR.

Die Ausstellung erinnert nicht nur an die Baugeschichte der Staatsoper, sondern macht auch auf die Notwendigkeit aufmerksam, das Haus von Dach bis Keller zu sanieren und auch die Theatertechnik zu erneuern. Offensichtlich reichen die Bau- und Restaurierungsmaßnahmen nicht aus, die in der späten DDR-Zeit mit Millionenaufwand in und an dem Opernhaus durchgeführt wurden. Äußeres Zeichen dafür, dass man sich damals auch des königlichen Bauherrn positiv erinnerte und ihn zumindest als Mäzen rehabilitierte, war die vom Staats- und Parteichef Erich Honecker genehmigte Wiederanbringung der von Friedrich II. im Jahre 1743 befohlenen Inschrift über dem Giebel. Die Ausstellung ist täglich von 12 bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.

Helmut Caspar

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