Reste der ehemaligen Stadtmauer gefunden -
Ausgrabungsergebnisse im neuen Archäologiejahrbuch von Berlin und Brandenburg



Reste der Stadtmauer sind hinter der Kloster- und der Parochialkirche, einige hundert Meter vom Alexanderplatz entfernt, erhalten. (Foto: Caspar)

Eine positive Bilanz der Ausgrabungssaison im Jahr 2002 zieht das neue „Archäologische Jahrbuch in Berlin und Brandenburg“. Das Buch wird von der Archäologischen Gesellschaft in Berlin und Brandenburg e. V. in Zusammenarbeit mit den für Bodenaltertümer zuständigen Landesämtern beider Bundesländer herausgegeben. Der hohe Anteil der Beiträge über Ausgrabungen vom späten Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert resultiert aus zahlreichen Baumaßnahmen in den Innenstädten sowie der Anlage von Straßen und Versorgungstrassen. Berlin ist in dem Band mit sechs Beiträgen vertreten. Darunter befindet sich eine Untersuchung über die Reste der alten Stadtmauer im Bezirk Mitte zwischen Litten- und Waisenstraße. Das 120 Meter lange Bauwerk hinter der Klosterkirche und der Parochialkirche wurde schon vor Jahren restauriert. Erst jetzt fanden die Archäologen „untertägig“, also im Boden liegend, weitere Relikte. Sie geben Aufschluss über die Größe und Struktur der im 17. Jahrhundert angelegten Stadtbefestigung. Während ab dem 18. Jahrhundert die Bollwerke, Bastionen und Mauern beseitigt wurden, damit Berlin expandieren konnte, hat man sie in der Umgebung der bekannten Gaststätte „Zur letzten Instanz“ stehen gelassen. Es wird darüber nachgedacht, wie man die Steinreste dauerhaft öffentlich sichtbar machen kann. Im Zusammenhang mit geplanten Neubauten im alten Klosterviertel bereiten sich die Berliner Archäologen auf Ausgrabungen vor, die in den nächsten Jahrbüchern dokumentiert werden sollen.

Weitere Themen des vorliegenden Bandes sind Grabungen am Juliusturm und in der Carl-Schurz-Straße in Spandau sowie Skelettfunde am Strausberger Platz und an der Dorfkirche in Altglienicke (Bezirk Treptow). Interesse verdient eine im neuen Jahrbuch veröffentlichte und kommentierte Archäologische Stadtteilkarte im Bereich des Staatsratsgebäudes und dahinter bis zur Sperlingsgasse und zur Neumannsgasse. Auf ihr kann man sehr gut die ehemals kleinteilige Struktur des seit dem Mittelalter dicht bebauten Areals erkennen. Ein solches „archäologisches Stadtkataster“ ist wichtig für den Fall, dass Neubauten errichtet oder Leitungen verlegt werden. Das Archäologische Jahrbuch erschien im Konrad Theiss Verlag Stuttgart. Es hat 175 Seiten, 141 Abbildungen und kostet 26,50 Euro (ISBN 3-8062-1875-7).

Helmut Caspar

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