Zepter, Degen, Federkiel -
mit Eröffnung der Ausstellung „Land und Leute“
endet auch die Wiederherstellung des Potsdamer Kutschstalls


Die spätbarocke Quadriga auf dem Kutschstall signalisiert, welche ursprüngliche Bestimmung das Haus am Neuen Markt in Potsdam hatte. (Foto: Caspar)

Der ehemalige Kutschstall am Neuen Markt in Potsdam ist ab 18. Dezember Schauplatz der neuen Dauerausstellung mit dem Titel „Land und Leute - Geschichten aus Brandenburg-Preußen“. Das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte präsentiert in dem aus dem späten 18. Jahrhundert stammenden Bau ca. 350 Bilder, Dokumente und Sachzeugen aus rund neunhundert Jahren Landesgeschichte. Sie schildert, wer die Herrscher und wer die Beherrschten waren, wie sie mit großen Mühen versuchten, aus der verspotteten „Streusandbüchse des Heiligen römischen Reichs deutscher Nation“ ein Kulturland, ein märkisches Arkadien zu schaffen, welche Katastrophen der Landstrich zwischen Elbe und Oder über sich ergehen lassen musste und welche Kriege von hier aus gegangen sind.

Wie Gerd Streidt, Direktor des Hauses der Brandenburgisch-preußischen Geschichte, erklärt, stammen die Exponate zur „Land und Leute“-Ausstellung mangels eigener Bestände aus großen und kleinen Sammlungen aus den Bundesländern Brandenburg und Berlin. Ausserdem beteiligten sich Privatleute an der Schau. Streidt verspricht hochrangige, kunstgeschichtlich bedeutsame Stücke, die neben mehr oder weniger trivialen Gegenständen der Alltagskultur zu sehen sein werden. „Neben der Kulturgeschichte als Schwerpunkt dokumentiert die Ausstellung Stationen der preußischen Geschichte, soweit sie Brandenburg betrifft. Königtum, Militär und eine effiziente Verwaltung werden als Säulen des preußischen Staates vorgeführt“, erklärt Streidt. „Diesem Thema ist ein eigenes, zentral positioniertes Ausstellungssegment gewidmet: Ein Stadtmodell von Potsdam dient als Spiegelbild der preußischen Staatsidee. Für das Herrscherhaus, das Militär und die Verwaltung stehen symbolisch die Attribute Zepter, Degen, Federkiel. Ihnen werden jeweils entsprechende Gebäude zugeordnet, deren Funktions- und Bedeutungsgeschichte anhand von Beleuchtungsmarkierungen, Text- und Bildinformationen abgerufen werden kann.“

Mit der Eröffnung der Ausstellung endet die 1999 begonnene Sanierung und Restaurierungsgeschichte des Königlichen Kutschstalls, der mit weiteren Bauwerken am Neuen Markt eher durch Zufall den verheerenden Bombenangriff vom 14. April 1945 überstanden hat und danach wenig geachtet wurde. Als man an die Rettung des wertvollen Baudenkmals ging, war es dem Verfall nahe. Die Bestimmung des säulenbestückten Kutschstalls als Aufbewahrungsort der Kutschen, Sänften und Schlitten des preußischen Hofes sowie Pferdestall wird weithin durch die spätbarocke Quadriga über dem säulenbestückten Eingangsportal sichtbar. Auch diese Figurengruppe, bestehend aus vier Pferden, die eine königliche Kalesche mit einem Kutscher auf dem Bock ziehen, wurde in den vergangenen Jahren sorgfältig restauriert und strahlt wieder in heller Steinfarbe.

Schon 2001 wurde in dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude die Ausstellung „Marksteine – Eine Entdeckungsreise durch Brandenburg-Preußen“ anlässlich der Erhebung des Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg zum König Friedrich I. „in“ Preußen am 18. Januar 1701 gezeigt. Seither erfreute sich das Haus, das selber keine eigenen Museumssammlungen besitzt, als Ausstellungshalle und Begegnungsstätte wachsender Beliebtheit. Allein die Preußenausstellung von 2001 hatte über 50 000 Besucher.

Die Ausstellung „Land und Leute – Geschichten aus Brandenburg-Preußen“ ist ab 18. Dezember 2003 dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr geöffnet und montags geschlossen. Eintritt 4, ermäßigt 3 Euro. Weitere Informationen zu den Führungen und zum Begleitprogramm unter im Internet unter 0331/ 201 39 49, 0331/ 200 563 53 oder 0331/289 6803 sowie im Internet unter www.hbpg.de.

Helmut Caspar

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