Tag und Nacht wieder auf dem „Tor des Südens“ - Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt Restaurierung des Anhalter Bahnhofs



Die allegorischen Figuren "Tag und Nacht" haben als Nachbildungen auf dem Eingangsportal des ehemaligen Anhalter Bahnhofs Platz genommen. Die Originalfiguren - das Bild zeigt den Tag - fanden ein Asyl im Deutschen Technikmuseum Berlin. (Foto: Caspar)

Bahnhöfe waren im Berlin des 19. Jahrhundert aufwändig gestaltete Prunkbauten, deren Schmuck sich der preußische Staat viel Geld kosten ließ. Zu sehen ist das an den respektablen Resten des Anhalter Bahnhofs in Kreuzberg. Der 1841 erbaute und dreißig Jahre später von dem Architekten Franz Schwechten erweiterte Kopfbahnhof wurde vor hundert Jahren „Tor des Südens“genannt, weil von hier aus Züge bis nach Rom, Nizza und Istanbul abfuhren.

Mit Unterstützung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz wird seit 2002 das, was der Zweite Weltkrieg und der sich anschließende Abriss von dem Bahnhof übrig gelassen haben, saniert und restauriert. Die Reste der aus gelbem Backstein errichteten Eingangshalle mit reichem Skulpturenschmuck lassen auch heute noch ahnen, welchen hohen Stellenwert das Bahnhofsgebäude auch als Empfangshalle für Staatsgäste besessen hat, die die kaiserliche Reichshauptstadt besucht haben. Vor kurzem wurden die Figuren „Tag und Nacht“ auf das im so genannten Rundbogenstil errichteten Eingangstor gehievt. Sie sitzen über dem mittleren Eingang beiderseits einer großen Uhr und erinnern daran, dass er ohne Unterbrechung für die Passagiere geöffnet ist. Bei den Allegorien handelt es sich nicht um die grün patinierten Originale aus Kupferblech, sondern um Kopien. Die von dem Bildhauer Ludwig Brunow geschaffenen Vorlagen befinden sich in einem solch beklagenswerten Zustand, dass sie öffentlich nicht mehr zur Schau gestellt werden können. Sie werden im Deutschen Technikmuseum an der Trebbiner Straße in Kreuzberg als Beleg für den hohen künstlerischen Aufwand gezeigt, den man nach der Reichsgründung von 1871 mit Bahnhöfen betrieben hat.

Wie die für die Sanierung des Eingangsportikus zuständige Architektin Christina Petersen betont, werde die Ruine nicht geschönt, sondern nur gereinigt und ausgebessert. Alles andere entspreche nicht den Vorgaben des Denkmalschutzes. Die Wunden des Krieges bleiben sichtbar, lediglich werden lockere Steine mit einem Spezialmörtel gefestigt und Mauerkronen durch eine Metallabdeckung vor eindringendem Regen geschützt.

Die in Bonn ansässige Deutsche Stiftung Denkmalschutz engagiert sich seit Jahren auch an anderer Stelle in der Hauptstadt finanziell engagiert. Zu den bekannten Förderprojekten gehören die mittelalterlichen Heiliggeistkapelle, die Ruine der Franziskanerklosterkirche, die Parochialkirche und die Elisabethkirche sowie die Singakademie (Maxim Gorki Theater) im Bezirk Mitte. Dazu kommen das Kesselhaus auf dem Gelände des Krankenhauses Herzberge in Lichtenberg, die Schlosskirche in Buch und das Schloss Biesdorf, die Liebermann-Villa am Großen Wannsee, die Carl-Legien-Siedlung in Weißensee, das Wasserwerk Friedrichshagen sowie verschiedene über die ganze Stadt verteilte historische Wohnhäuser aus der Gründerzeit mit wertvollen Treppenhäusern. Zu den etwa 80 Projekten gehörte in den vergangenen jahren auch das bronzene Reiterdenkmal Friedrichs, das im November 2000 nach dreijähriger Restaurierung auf seinen Sockel Unter den Linden zurückgekehrt ist.

Helmut Caspar

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