Die Tartanbahn wird blau eingefärbt
Arbeiten am Berliner Olympiastadion gehen in die letzte Runde


Säulen vom Deutschen Stadion aus der Kaiserzeit
werden künftig im Gelände des Berliner Olympiastadions
mit anderen Geschichtszeugnissen präsentiert. (Foto: Caspar)

Die rund 242 Millionen Euro teuren Rekonstruktions- und Sanierungsarbeiten am Berliner Olympiastadion gehen in die letzte, entscheidende Runde. In einem dreiviertel Jahr soll die Wiedergeburt der aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden Sportanlage bei laufendem Spielbetrieb beendet sein. Dann wird nur noch im Aussenbereich gearbeitet. Bausenator Peter Strieder zeigte sich am Samstag (25. 10.) bei einem Ortstermin nach „sehr zufrieden“ mit dem Stand der Arbeiten und lobte den „qualitäts- und termingerechten Einsatz“ der für die Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten zuständigen Walter Bau AG. Deren Vertreter erklärten, das Unternehmen werde den Übergabetermin 30. Juni 2004 halten, müsse aber „noch ordentlich Gas geben“.

Das wird sicher auch nötig sein, denn der Winter steht bevor, und niemand weiß, welche Minusgrade er bringen wird. Da viele Arbeiten mit Beton verbunden sind, können sie nicht bei Frost ausgeführt werden. Grund zur Beunruhigung gibt es nach Expertenmeinung nicht, denn zum gegenwärtigen Stand sind bereits die mit Kalkstein verkleideten Fassaden repariert und gereinigt, und die übergroße Zahl der Sitzplätze ist bestuhlt. Ausserdem ist von der insgesamt 28 000 Quadratmeter großen Dachmembranfläche über die Hälfte montiert. Installiert sind auch die verglasten Räume innerhalb des Logenkranzes. Bei ihnen bestand der Berliner Denkmalschutz darauf, dass die Räume unter Umständen wieder beseitigt werden und der Originalzustand wieder hergestellt werden soll. Die Arbeiten in den mit neuester Technik ausgestatteten Katakomben unterhalb der Ränge, die Schaffung behindertengerechter Zugänge sowie die Tiefgarage und andere Neuerungen werden bis zum kommenden Sommer geschafft sein, ist Strieder überzeugt.

Wenn künftig Fernsehbilder aus dem Olympiastadion in die Welt gehen, wird eine blaue Tartanbahn zu sehen sein. „Die Farbe der Lauffläche ist etwas Einmaliges und ein besonderes Markenzeichen, eine zusätzliche Werbung für Berlin“, erklärte Strieder nicht ohne Stolz. Experten für Farben hätten ihr Votum für dieses Blau auch damit begründet, dass es den üblichen rostrot eingefärbten Bahnen optisch und hinsichtlich der Wiedergabe im Fernsehen überlegen ist.

Wie der Geschichtspfad aussehen wird, in dem die wechselvolle Geschichte des 1936 zur XI. Olympiade von Hitler eröffneten Stadions und seine Rolle in der Sportpolitik, bei Massenaufmärschen und der Propaganda des Naziregimes dokumentiert wird, wird im Moment noch diskutiert. Auf alle Fälle sollen Säulen und Mauern, die vom Deutschen Stadion, dem in der Kaiserzeit angelegten Vorgängerbau, stammen, in die Dokumentation einbezogen werden. Die Bauspolien wurden Anfang 2002 bei Erdarbeiten entdeckt und wurden von der Denkmalpflege unter Schutz gestellt, um in geeigneter Weise an einem anderen Ort innerhalb des Olympiageländes neu aufgestellt zu werden.

Helmut Caspar

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