Geisterarmee im Palast der Republik -
Chinesische Tonkrieger sollen viele Besucher in die Ausstallungshalle locken



Der Palast der Republik wird demnächst von der Terrakotta-Armee des ersten chinesischen Kaisers übernommen. Vor dem Gebäude kann man die alten Schlosskeller besichtigen. (Foto: Caspar)

Vom 13. März bis 31. Mai wird das Foyer des Palasts der Republik in eine große Ausstellungshalle verwandelt. Hundert Kopien der weltberühmten Tonkrieger aus dem Grab des ersten chinesischen Kaisers Shi-Huang-Di, der im Jahr 259 geboren wurde und 210 vor Christus starb, werden zu sehen sein, dazu auch Informationen und Bilder von der riesigen Grabanlage unter einem Erdhügel, die seit 1974 von Archäologen erkundet wird und unzählige Terrakottafiguren von Menschen und Tieren ans Tageslicht brachte.

Da die 2200 Jahre alten Originale sehr kostbar und einzigartig sind und ihre Bemalungen geschützt werden müssen, helfen sich die Ausstellungsmacher mit Nachbildungen aus Terrakotta, die sich von den zum Teil hervorragend erhaltenen Bewacher des toten Kaisers kaum unterscheiden.

Die Zwischennutzung des Palasts der Republik als Ausstellungshalle muss von der Oberfinanzdirektion Berlin (OFD) genehmigt werden. Für die warme Jahreszeit dieses Jahres sind von anderen Veranstaltern eine „Fidelio“-Aufführung und ein Konzert mit Udo Lindenberg geplant. Sie werden vermutlich die einzigen Großveranstaltungen sein, bevor der von Asbest befreite Palast der Republik nach und nach abgetragen wird. Da das Haus nicht beheizt werden kann, sind solche Events nur in der warmen Jahreszeit möglich.

Nach wie vor sind der Beginn und Verlauf des Rückbaues unbekannt. Das gilt auch für den Wiederaufbau des Schlosses auf einem Teil des jetzigen Palast-Geländes. Die Rekonstruktion der Hohenzollernresidenz mit der barocken Fassade und dem mit kostbaren Figuren geschmückten so genannten Schlüterhof wurde zwar vom Deutschen Bundestag beschlossen. Wegen der Geldknappheit des Bundes steht ein Baubeginn jedoch aus. Der private Schlossbauverein hat auch noch nicht jene Millionen beisammen, um die Fassade nach alten Vorlagen originalgetreu rekonstruieren zu können.

Zwischenzeitlich soll auf dem jetzt als Parkplatz und Schaustelle der von Berliner Archäologen freigelegten Schlosskeller genutzten Schlossplatz ein kleiner Park mit Bäumen und Sträuchern geschaffen werden. Da nichts länger währt als Provisorien, meinen Spötter, werden vermutlich die Bäume sehr groß und sehr alt werden, bevor das bereits Humboldt-Forum genannte „Neue Schloss“ entstehen kann.

Helmut Caspar

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