Wachskleid für den Großen Kurfürsten -
Militärmusik zugunsten von Schlüters Reiterdenkmal am 8. August in Charlottenburg

Geheimnisvolles tut sich in einem kleinen Häuschen aus weißen Plastikplanen, das seit einigen Wochen das Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten im Ehrenhof des Charlottenburger Schlosses vor neugierigen Blicken, Regen und Sonnenstrahlen schützt. Steinrestauratoren schließen am Marmorsockel Fugen und Risse mit einem Mörtel, der zum großen Teil aus gemahlenem Marmor besteht. Um den Stein von grünen Korrosionsprodukten zu befreien, die der Regen aus der Bronze wäscht und schlierenförmig den Marmor verunstalten, verwenden Steinrestaurator Ronald Adamini und seine Kollegen eine Spezialpaste, deren Zusammensetzung Betriebsgeheimnis ist. Die weiche Masse muss mehrfach auf die grünen Stellen aufgetragen werden, und wenn man sie nach einer Weile entfernt, ist sie grün und der Marmor strahlt weiß.

Metallrestauratoren tragen derweil mit Skalpellen und rotierenden Bürsten vorsichtig Schmutz von der barocken Bronze ab und verhelfen ihr zu frischem Aussehen. Bei der Beseitigung des ziemlich fest auf der Bronze haftenden schwarzen Belags sei sehr viel Handarbeit nötig. Auf keinen Fall dürfe man beim Schaben bis auf das blanke Metall kommen, das widerspräche dem denkmalpflegerischen Codex und würde einen unzulässigen Eingriff in die künstlerische Substanz bedeuten, gar feine Details aus der Schlüterzeit beseitigen, beschreibt Metallrestauratorin Jessica Ulrich ihr Vorgehen. Bevor im Oktober die Hüllen fallen, erhält Andreas Schlüters anno 1703 vor dem Berliner Schloss enthülltes Meisterwerk einen konservierenden Wachsüberzug. Diese warm mit dem Pinsel aufgetragene Schicht hat den Effekt, dass sich die grüne Patina im Farbton der dunklen Bronze angleicht und damit die hässlichen Schlieren verschwinden.

Fast fertig gestellt sind die Arbeiten an den jeweils etwa eine Tonne schweren Sklavenfiguren vom Sockel des Reiterdenkmals. Sie wurden Ende April demontiert und in eine Werkstatt nach Weißensee geschafft. Auch dort wurden die fest anhaftenden Schmutzpartikel Millimeter für Millimeter mit Skalpell und Schaber, an manchen Stellen auch mit rotierenden Bürsten entfernt. Da und dort beobachtete kleine Löcher, die noch vom Guss vor über 300 Jahren stammen, wurden geschlossen. So ist gesichert, dass kein Regenwasser in das Innere der Figuren dringt.

Die Kosten der Restaurierung werden vom gemeinnützigen Verein Freunde der Preußischen Schlösser und Gärten übernommen. Er lädt am kommenden Sonntag, dem 8. August, ab 11 Uhr zu einem Benefizkonzert vor der Orangerie im Charlottenburger Schlossgarten ein. Das Stabsmusikkorps der Bundeswehr spielt unter der Leitung von Oberstleutnant Volker Wörrlein sowohl historische Militärmärsche, darunter einen mit dem verheißungsvollen Titel „Des Großen Kurfürsten Reitermarsch“, als auch populäre Stücke von Nicolai Rimskij-Korsakoff bis Paul Lincke sowie aus dem Musical „Les Miserables“. Die Preußische Schlösserstiftung verspricht einen amüsanten und abwechselungsreichen Musikgenuss und hofft auf viel Zuspruch. Karten zu 15 und 30 Euro können in den Museumsshops in Charlottenburg sowie in den Potsdamer Schlössern Sanssouci, Neues Palais und Cecilienhof gekauft werden. Kinder unter 14 Jahren haben freien Eintritt. Bestellungen sind auch im Internet unter www.kartenhaus.de und per Telefon unter 040/433039 möglich.

Helmut Caspar

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