Lob des Weinbaues auf dürrem Sand -
Brandenburgische Kulturjahr widmet sich diesmal dem Thema „Landschaft und Gärten“



Ein verwitterter Gedenkstein von 1740 feiert in Lübben den Weinanbau, den man in dieser Region eigentlich nicht vermutet.
(Foto: Caspar)

Weinanbau hat es in der Mark Brandenburg schon vor vielen hundert Jahren gegeben. Kaum zu glauben, aber eine Ausstellung, die im Rahmen des brandenburgischen Kulturjahres 2004 im Museum Schloss Lübben (Landkreis Dahme-Spreewald) stattfindet, beweist, dass in der Spreewald-Region über 700 Jahre Wein angebaut wurde. Mehr als 400 Weinberge haben ursprünglich die Landschaft geprägt. Die wenigsten sind noch zu erkennen. Da und dort deuten Orts- und Flurnamen auf den ehemals florierenden Wirtschaftszweig, über den auch alte Urkunden berichten. Manchmal haben steinerne Zeugnisse die Zeiten überstanden. So wird in der Ausstellung ein barockes Denkmal von 1740 gezeigt, das sich der Winzer Martin Gallus Schuster selber setzte. Er ist in zeitgenössischer Tracht dargestellt, an seiner Seite steht der spärlich bekleidete antike Gott Merkur mit geflügelter Haube. Die Inschrift lobt, dass „durch Fleiss und Zucht, Glück und Geduld“ mit Gottes Hilfe auf dürrem Sand ein Paradies geschaffen wurde und binnen kurzer Zeit ein Weinberg entstanden ist. Ergänzt wird die Schau in Lübben durch Leihgaben wie kostbare Pokale, Weinbutten und Gemälde aus der ehemals bedeutenden schlesischen Weinstadt Grünberg, dem heutigen Zielona Gora. Zur Ausstellung „Vergessene Orte – Weinberge in der Niederlausitz wieder entdeckt“ wird ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen und Busexkursionen angeboten. Darüber hinaus findet in Lübben findet am 21. August einen Weinmarkt statt, in dem Winzer aus Anbaugebieten der Region ihre Erzeugnisse anbieten.

Überall im Land Brandenburg finden im Kulturjahr 2004 Ausstellungen, Führungen, Workshops, Tagungen und Lesungen zu der immergrünen Frage statt, wie der Mensch seit Jahrhunderten die „märkische Streusandbüchse“ verändert und – wenigstens in Teilen – zu einem märkischen Arkadien gemacht hat. In Branitz bei Cottbus werden die Landschaftsvisionen des Gartengestalters Hermann Fürst Pückler thematisiert. In Baruth (Landkreis Teltow-Fläming) geht es unter dem Motto „Schöner Ort Nirgendwo“ um die Frage, was von dem Schlosspark der Grafen von Solms-Baruth geworden ist, der im 19. Jahrhundert von Peter Joseph Lenné gestaltet wurde. Im uckermärkischen Glasmacherdorf Annenwalde wird ein nach alten Unterlagen wieder hergerichteter Gutspark vorgestellt. Die Stadt Forst (Landkreis Spree-Neiße) setzt sich ihm Rahmen eines Kunstprojekts, dem Forster Tuch, mit den Bausünden der DDR-Zeit und aktuellen Fragen der Stadtentwicklung auseinander. Dabei ist auch die Stadt Eberswalde, die ihre 750-Jahrfeier nutzt, um auch an die Entwicklung der Forstwirtschaft als akademische Disziplin zu erinnern und bedeutende Forstleute zu würdigen, die an der örtlichen Hochschule gelehrt oder aus ihr hervor gegangen sind.

Die Ausstellung „Der grüne Mantel der Städte“ in Neuruppin zeigt, was aus Festungsgürteln um mittelalterliche Städte geworden ist und wie man sie heute gärtnerisch gestaltet und für touristische Zwecke nutzt. Ergänzt wird diese über die Fontanestadt verteilte Open-Air-Schau durch eine Ausstellung im örtlichen Museum. Sie dokumentiert mit archäologischen Funden in alten Wallanlagen und an Stadtmauern ein Stück städtischer Lebensweise. Im Museumspark Rüdersdorf (Landkreis Märkisch-Oderland) wird gezeigt, wie die schon im Mittelalter betriebene Kalksteingewinnung die Landschaft verändert hat und wie man sich heute um ihre Rekultivierung und die Pflege der historischen Bauten kümmert. Schließlich gewährt das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte im Kutschstall am Neuen Markt in Potsdam in der Ausstellung „Schön und nützlich“ einen Blick in alte Kloster-, Schloss- und Küchengärten.

Informationen zum Programm Telefon 0331/231 13 76,
e-Mail info@kulturland-brandenburg.de und im Internet
www.kulturland-brandenburg.de.

Helmut Caspar

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