Die Welt in der Mitte -
In der Infobox auf dem Schlossplatz wird demnächst über Wiederaufbaupläne berichtet

Für den kommenden Winter haben der Förderverein Berliner Schloss und die Staatlichen Museen den Bau einer Infobox auf dem Berliner Schlossplatz angekündigt. Das Gebäude wird auf einem bisher als Parkplatz genutzten Bereich gegenüber dem Lustgarten errichtet und soll solange stehen bleiben, bis das Schloss aufgebaut wird, also ein paar Jahre. Die Glas-Stahl-Konstruktion besteht aus einer Ausstellungsfläche zu ebener Erde und einer Aussichtsplattform. Besucherinnen und Besucher können sich dort einen Überblick über den Stand der Vorbereitungen für den Wiederaufbau des 1950 abgerissenen Berliner Schlosses verschaffen und auch erfahren, wie das Gebäude mit barocker Außenfassade genutzt werden soll.

Unter dem Motto „Die Welt in der Mitte“ soll das Schloss in einen „Weltort der außereuropäischen Kunst und Kultur“ verwandelt werden. Gedacht ist daran, in einem Teil des „Neuen Schlosses“ das bisher noch in Dahlem untergebrachte Ethnologische Museum, das Museum für Ostasiatische Kunst und das Museum für Indische Kunst einzurichten. Außerdem sollen hier wissenschaftliche Sammlungen der Humboldt-Universität sowie außereuropäische Buchbestände der Berliner Zentral- und Landesbibliothek aufgenommen werden. Der Förderverein spricht in diesem Zusammenhang von einem „universalen Forum der Weltneugier und des Weltwissens“. Das Konzept entspricht einem Vorschlag des Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Klaus-Dieter Lehmann, der Kunst und Kultur des Alten Europa mit Hinterlassenschaften aus anderen Kontinenten an einem Fleck, nämlich auf der Museumsinsel und dem benachbarten Schlossareal, präsentieren möchte. Er verspricht sich davon eine große Aufwertung von Berlins Mitte.

Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins, sieht die Infobox als hervorragenden Werbeträger für den Wiederaufbau des wichtigsten Bauwerks in der Mitte Berlins. In dem Pavillon können sich Besucher bei freiem Eintritt nicht nur über den Fortgang der Wiederaufbauplanungen überzeugen, sondern auch Bildhauern bei der Fertigung von Architekturdetails der Schlossfassade über die Schulter schauen. „Wir versprechen uns von der Box einen Zugewinn an Akzeptanz für den Schlossbau, denn wenn man erst einmal die Bilder und Computersimulationen sieht und auch barocken Sandsteinreliefs, -säulen und -figuren anfassen kann, wird man vielleicht auch seine Skepsis gegenüber dem gesamten Projekt ablegen“, ist von Boddien überzeugt und wischt alle Bedenken vom Tisch, mit dem Wiederaufbau könne es angesichts der derzeitigen Haushaltlage des Bundes und der Diskussionen um den Fortbestand des Palastes der Republik nichts werden. Die 80 Millionen Euro, die das barocke Steinkleid kosten soll, will von Boddien durch einen Aufruf an private Spender – große und kleine, wie er sagt – zusammen bekommen. Zumindest um diesen Betrag wären dann die Wiederaufbaukosten entlastet. Wie die halbe Milliarde Euro angesichts leerer Kassen von der öffentlichen Hand aufgebracht werden soll, weiß allerdings auch er nicht.

Helmut Caspar

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