Zuwachs in der Nikolaikirche
Restauratoren rekonstruierten kostbare Zinntaufe und barocke Grabtafeln

Zu den schönsten Ausstattungsstücken der Nikolaikirche im Herzen von Berlin gehörte einst die Zinntaufe aus dem 16. Jahrhundert. Lange fahndeten Historiker und Restauratoren der Stiftung Stadtmuseum nach dem kostbaren Becken. Sie entdeckten es in einer Berliner Friedhofskapelle, wo es unerkannt als Blumenschale verwendet wurde. Jetzt steht das restaurierte Taufbecken aus dem Jahr 1563 wieder am alten Platz in dem zum Museum umgewandelten Gotteshaus mitten im Nikolaiviertel. Möglich wurde das durch eine Spende von Horst Kollat, Stadtrat ausser Diensten.

Die sächsischen Zinngießer Stephan Lichtenhahn und Paul Hermann hatten mit der reich verzierten Taufe ein Kunstwerk der Renaissance geschaffen, das jahrhundertelang von der Gemeinde der Nikolaikirche genutzt wurde. Auf einem Gedächtnisbild für den Kurfürstlichen Rat Johannes von Kötteritz und seine Ehefrau aus dem Jahr 1616 sieht man, wie ein Kind über eben diese Taufe gehalten wird. Verbrieft ist, dass das Becken bis 1939 in der Nikolaikirche stand. Später tauchte es im Dom am Lustgarten auf und wurde von dort in eine Friedhofskapelle gebracht, wo es durch Diebstahl einige Schmuckmedaillons einbüßte.

Restauratoren brachten das schwer beschädigte Becken vor einiger Zeit ins Stadtmuseum zurück, trugen viele Details über sein Aussehen zusammen und machten sich an die Wiederherstellung verlorener Schmuckdetails und des Fußes. Wichtige Informationen lieferten das Kötteritzsche Gedächtnisbild von 1616 und andere Bildvorlagen.

In die Kirche kehrten neben dem alten Taufbecken auch eine steinerne und eine hölzerne Grabtafel mit Inschriften zurück. Sorgfältig restauriert, kamen die Epitaphien an ihren angestammten Platz und tragen so zur Vervollständigung der im Zweiten Weltkrieg stark beschädigten Kirchenausstattung bei. Das Museum Nikolaikirche ist Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, geöffnet. Eintritt 1,50 Euro, am Mittwoch freier Eintritt.

Helmut Caspar

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