Wo der alte Kaiser wohnte -
Helmut Engel blickt hinter die Mauer des Alten Palais
Unter den Linden



Das Alte Palais Unter den Linden - hier vor der Renovierung - wird einem Facelifting unterzogen. (Foto: Caspar)

Hinter bunt mit Werbefotos bedruckten Plastikplanen erlebt das Kaiser-Wilhelm-Palais Unter den Linden in Berlin zur Zeit ein Facelifting. Die Stiftung Denkmalschutz Berlin lässt die Fassade des auch Altes Palais genannten ehemaligen Sitzes Kaiser Wilhelms I. auffrischen und greift dafür auf historische Darstellungen zurück, die das ursprüngliche Farbkleid des Hauses vis à vis vom Reiterstandbild Friedrichs des Großen adaptieren.

Passend zu den Restaurierungsarbeiten an dem von Langhans 1834-1837 erbauten und danach von anderen Baumeistern und Innenausstattern veränderten Stadtpalais der Geschäftsführer der Denkmalstiftung, Berlins früherer Landeskonservator Helmut Engel, ein ansehnliches Buch über „Das Haus des deutschen Kaisers – Das ,Alte Palais’ Unter den Linden“ veröffentlicht (Verlagshaus Braun, Berlin 2004, 112 S., 29,90 Euro, ISBN 3-935455-52-6). Das mit vielen, zum Teil bisher ganz unbekannten historischen Fotos ausgestattete Buch erschien in der Reihe „Meisterwerke Berliner Baukunst“, die von der Stiftung Denkmalschutz Berlin herausgegeben wird. Engel schildert Geschichte und Geschichten des im Zweiten Weltkrieg zerstörten und danach nach alten Plänen außen historisch und innen ganz neu aufgebauten und von der Humboldt-Universität als Institutsgebäude genutzten Bauwerks an der Ecke Unter den Linden/Bebelplatz (Opernplatz). Der Autor nimmt seine Leser mit auf einen virtuellen Rundgang durch die vom preußischen König und – ab 1871 – deutschen Kaiser Wilhelm I. bewohnten Räume, beschreibt die ursprüngliche Struktur und Ausstattung, geht auch der Frage nach, welche Ereignisse sich in dem Haus abspielten und wer seine Gäste waren.

Unverständlich ist, warum der Autor nur in die Historie blickt und der Nachkriegsgeschichte des in der Kaiserzeit als Gedenkstätte und Wallfahrtsort berühmten Hauses kaum eine Zeile schenkt und auch nichts über die aktuellen Renovierungen sagt. So sehr sollte Engel sein Licht denn doch nicht unter den Scheffel stellen, oder plant der produktive Autor etwa ein weiteres Buch über die laufenden Restaurierungsmaßnahmen?

Helmut Caspar

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