„Kronprinzessin der Herzen“ -
Leben der Cecilie von Preußen in zwei neuen Publikationen gewürdigt



Der Thron blieb ihnen versagt: Cecilie und ihr Gemahl Prinz Wilhelm. Foto aus dem Buch von Iselin Gundermann

Schloss Cecilienhof ist Potsdamern und Besuchern der brandenburgischen Landeshauptstadt als Stätte des Potsdamer Abkommens von 1945 bekannt, in dem die Nachkriegsordnung und die Aufteilung des Deutschen Reichs sowie Berlins in vier Besatzungszonen beschlossen wurde. In DDR-Zeiten wurde in dem für das letzte deutsche Kronprinzenpaar Wilhelm und Cecilie mitten im Ersten Weltkrieg erbaute Schloss im Neuen Garten ungern über die Namensgeberin gesprochen. Man wusste nicht viel, und das hat Jörg Kirschstein, den Autor einer jetzt veröffentlichten Bildbiographie über die geborene Herzogin von Mecklenburg-Schwerin, gereizt, sich in Staats- und Privatarchiven auf Spurensuche zu begeben. Das Buch des Mitarbeiters der Preußischen Schlösserstiftung schlägt einen Bogen von der Geburt der mecklenburgischen Prinzessin in Schwerin im Jahr 1886 bis zu ihrem Tod in Bad Kissingen 1954. Cecilie wird als ebenso feinsinnige wie couragierte Frau geschildert, von der Beobachter sagten, sie sei der einzige Mann unter den Hohenzollern gewesen.

Nachdem Cecilie 1905 den ältesten Sohn Kaiser Wilhelms II., Kronprinz Wilhelm, geheiratet hatte, stand ihr als künftiger deutschen Kaiserin und Königin von Preußen alle Türen offen. Doch schon 13 Jahre später war es aus damit, die Monarchie fiel 1918 in den Orkus der Geschichte. Cecilie stellte sich den neuen, unabänderlichen Verhältnissen, während Familienmitglieder einschließlich des im holländischen Exil lebenden Wilhelms II. von der Rückkehr an die Macht träumten und ihr zumeist von ihr getrennt lebender Gemahl, Exkronprinz Wilhelm, mit seinem Schicksal haderte.

Beschreibungen und vor allem Fotos und Gemälde, von denen Kirschsteins Buch viele bisher unbekannte Beispiele zeigt, schildern die Kronprinzessin als schöne, fast immer ernst dreinblickende Frau. In ihren besten Tagen galt sie als Inbegriff von Glück, Reichtum und Eleganz. Doch wie das Buch auch zeigt, täuschte die Fassade. Zu den Affären ihres Mannes musste sie aus Gründen der Staatsraison schweigen. Der Kaiser mischte sich in Erziehungsfragen ein und misstraute seiner Schwiegertochter. Ausserdem war vielen Höflingen die Popularität, die sie sich im Ersten Weltkrieg durch karitative Arbeit erwarb, ein Dorn im Auge. In der Ehe kriselte es, das Kronprinzenpaar ging eigene Wege. Wenn sich das Paar zu offiziellen Anlässen traf, täuschte es Harmonie vor. Doch Bilder und Briefe zeigen, dass das Fassade war. Als Cecilie 1945, 40 Jahre nach ihrem triumphalen Einzug durchs Brandenburger Tor, der zerstörten Reichshauptstadt entfloh, blieb ihr im Westen ein Leben in vergleichsweise bescheidenen Verhältnissen. Langsam wurde sie vergessen, nicht einmal interessierte sich die Klatschpresse für die „Kronprinzessin der Herzen“, wie man sie heute durchaus berechtigt nennen könnte. Jörg Kirschstein plant eine ausführliche Cecilien-Biographie und hofft, dafür bisher noch nicht frei gegebene Archivalien und persönliche Unterlagen auswerten zu können.

Die pensionierte Wissenschaftliche Direktorin im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Iselin Gundermann, hat sich ebenfalls der vor 50 Jahren verstorbenen Kronprinzessin Cecile angenommen und legt in einer neuen Folge der Edition Rieger eine kurzgefasste, informative Biographie mit interessanten Bildern vor. Ihre Verlobung mit dem Kronprinzen fand in Gelbensande statt, und die Hochzeit wurde in Berlin bei bestem Kaiserwetter gefeiert. Interessantes Detail am Rande: Um die Aussteuer finanzieren zu können, wurde in Mecklenburg-Schwerin ein uraltes Gesetz hervor gekramt, und so kam es, dass Cecilies Vater, Großherzog Friedrich Franz IV., die Landstände zur Erstattung einer Heiratssteuer verpflichtete, die in Preußen schon längst abgeschafft war. Immerhin kamen 20 000 Reichstaler (60 000 Goldmark) zusammen. Die Hochzeit zwischen einem preußischen Prinzen und einer mecklenburgischen Prinzessin hatte Tradition, und dessen war sich auch Cecilie bewusst. Sie bewegte die Frage, ob sie den Vergleich mit der aus Strelitz stammenden und schon 1810 verstorbenen Königin Luise aushalten könnte. Glaubt man Zeitzeugen, hätte sie sich gewiss hinter der populären Stammmutter des Hauses Hohenzollern nicht zu verstecken brauchen, aber die Geschichte ist anders verlaufen. Iselin Gundermann schildert die Kronprinzessin als warmherzig und zeigt, auch nach Auswertung von Archivalien, dass hinter der scheinbaren Unnahbarkeit, die für eine Dame dieses Standes wohl Pflicht war, eine sensible Frau stand, die mit ihrer großen Selbstdisziplin die Schicksalsschläge nach glänzendem Start in die höchste Liga des Reiches bewundernswürdig meisterte.

Jörg Kirschstein: Kronprinzessin Cecilie. Eine Bildbiographie. Edition q im Quintessenzverlag, Berlin 2004, 160 S., 151 Abb., 28 Euro (ISBN 3-86124-579-5)

Iselin Gundermann: Kronprinzessin Cecilie. Edition Rieger, Karwe bei Neuruppin 2004, 53 S., 31 Abb., 4 Euro (ISBN 3-935231-51-2)

Helmut Caspar

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