Im kommenden Jahr feiert der Dom am Berliner Lustgarten seinen hundertsten Geburtstag. In Wirklichkeit aber hat die Hofkirche in der Nähe des Schlosses mehrere Vorgänger, worauf bei den Jubiläumsfeierlichkeiten noch ausführlich hingewiesen wird. Am 27. Februar 1905 wurde der nach einem Entwurf von Julius Raschdorff erbaute prunkvolle Kuppelbau, der von Kritikern auch Reichsrenommierkirche genannt wurde, im Beisein von Kaiser Wilhelm II. und weiterer Spitzen des Reiches mit militärischem Gepränge, feierlichen Ansprachen und viel Musik eingeweiht.

Zum Jubiläum ist jetzt das Lese- und Bilderbuch „Staats- und Domchor Berlin“ im Oase-Verlag Badenweiler erschienen (212 S., zahlr. Abb., 14,80 Euro, ISBN 3-88922-058-4). Autor Peter Hahn geht ausführlich der Geschichte des 1465 vom damaligen Kurfürsten Friedrich II. dem Eisernen gegründeten Knaben- und Männerchors nach, dessen musikalisches Schaffen eng mit der in Brandenburg und Preußen herrschenden Hohenzollerndynastie verbunden war. Nach dem Ende der Monarchie (1918) lebte der von namhaften Musikern geleitete, nunmehr 540 Jahre alte Klangkörper als Staats- und Domchor weiter. Er überstand die Nazizeit, den Krieg und die Zeit der Teilung und heute ist er lebendiger denn je.

Das Buch macht nicht nur mit Stationen der künstlerischen Entwicklung des international bekannten Klangkörpers bekannt und lässt frühere und heutige Dirigenten und einzelne Sänger zu Wort kommen. Dankenswerterweise geht der Autor auch der Baugeschichte des Doms am Lustgarten nach. Das ist besonders zu begrüßen, weil die Domverwaltung zum Jubiläum 2005 keine eigene Publikation herausbringen wird, obwohl es viel über die vergangenen hundert Jahre zu erzählen gäbe. Eine dem informativen Chorbuch beigelegte CD bringt einige vom Staats- und Domchor gesungene Stücke sowie Kammermusiken zu Gehör und stimmt so ein auf das mit vielen interessanten Veranstaltungen und Konzerten bestückte Jubiläumsjahr 2005 im Berliner Dom ein.

Helmut Caspar

Mit "Zurück" zur Übersicht "Buchbesprechungen"