Skorpione schmecken nicht
Guinness-Buch der Rekorde bricht selber alle Rekorde


Wer möchte nicht gern einmal seine Mitmenschen mit einem Rekord imponieren? Es muss ja nicht gleich ein Eintrag in das „Guinness Buchs der Rekorde“ sein, für dessen Ausgabe (2004) gerade alle Angebote und Fakten gesammelt werden. In der druckfrischen Ausgabe von 2003 findet man, was man schon immer wissen wollte – oder auch nicht, etwa dass ein Amerikaner 21 Skorpione 18 Sekunden in seinem Mund hielt und sie wohl nicht sehr schmackhaft fand, dass die englische Prinzessin Anne Schirmherrin von 233 karitativen Organisationen ist, dass Walt Disney 26 „Oscars“ gewonnen hat, dass ein Österreicher 18 Tage lang ohne Wasser und Nahrung überlebte oder dass ein britischer Sporttaucher mit 307,8 Metern einen absoluten Tieftauchrekod erzielt hat. Man findet in dem Buch unzählige Kuriositäten und Abnormitäten, die größten Brüste der Welt, den längsten Damenbart, die meisten Albinokinder, Riesen, Leute von geradezu biblischem Alter.

Manche Rekorde sind unsinnig und irgendwie unästhetisch, andere kamen unfreiwillig zu Stande wie bei jenem jungen Briten mit 14 Fingern und 15 Zehen oder bei einem US-Amerikaner, der siebenmal vom Blitz getroffen wurde und überlebte. Wenn man zum Trost ins besagte Buch kommt – die neue Ausgabe erschien sehr poppig aufgemacht mit zahllosen bunten Bildern im Hamburger Guinness Buch Records Verlag und kostet 21,90 Euro – um so besser. Nach den Angaben der Herausgeber ist das Werk eines der meistverkauften Bücher der Welt. Bis zum Juni 2002 summierte sich die in 37 Sprachen und 40 Ländern veröffentlichte Gesamtauflage auf 94,7 Millionen Exemplare. Das Guinness Buch der Rekorde mit seinen zum Teil recht skurrilen Angaben wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und eroberte schon frühzeitig die Bestsellerlisten. 1984 hatte es bereits eine Gesamtauflage von 50 Millionen Stück erreicht. Zwölf Jahre später verzeichnete der Verlag 79 Millionen, und jetzt kommt die 100-Millionen-Grenze in Sicht.

Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass das Rekordbuch überhaupt nicht rekordverdächtig zur Welt kam. Als es 1955 zum ersten Mal erschien, war es 198 Seiten stark. Die aktuelle Ausgabe ist viel größer und hat 282 Seiten. Gründervater der Publikation war Sir Hugh Beaver (1890-1967), der Geschäftsführer des britischen Bierimperiums Arthur Guinness Son & Company Ltd. in Dublin. Als er einmal auf der Jagd war, verfehlte er den Goldregenpfeifer, nach dem er geschossen hatte. Nirgends fand er eine Angabe, wie schnell dieser Vogel fliegen kann und ob noch schnellere gibt. Das ärgerte Sir Hugh. Er stellte sich vor, dass die Gäste in den über 80 000 britischen und irischen Pubs, in denen sein Bier ausgeschenkt wird, sicher Interesse haben, solche Fragen kompetent beantwortet zu finden. Und so entstand die Idee, Rekorde aller Art zu sammeln und daraus ein Buch zu machen, das auch für die Brauerei und seine Erzeugnisse wirbt. Die Brauerei engagierte eine Agentur, die ein den Aufsichtsrat überzeugendes Konzept für das Buch der Rekorde entwarf und sich um die Einzelheiten kümmerte. Das im Vorwort der ersten Aufgabe formulierte Anliegen, die Hitze des Streits über bestimmte Tatsachen durch das „Licht des Wissens“ zu ersetzen, gilt auch heute. Das Guinness Buch der Rekorde schlug ein wie eine Bombe, brach selber alle Rekorde. Die Auflistung von Superlativen und von allem, was am schnellsten, schwersten, größten, kleinsten, längsten, dünnsten, dicksten ist, wird ständig aktualisiert. Wer meint, einen solchen Rekord geschafft zu haben, kann sich beim Verlag oder dem Record Service in Hamburg bewerben, die den Antrag und den Rekord auf Herz und Nieren prüfen und auch Tipps geben, wie man sich vor Schaden schützen kann. Der Hinweis, dass alles auf eigene Gefahr geschieht, ist unbedingt zu beachten. Weitere Informationen können im Internet unter www.guinnessbuch.de abgerufen werden.

Helmut Caspar

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