Den Lebenden zur Mahnung
Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma
soll unweit des Reichstagsgebäudes entstehen

Berlin soll so schnell wie möglich ein Denkmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinti und Roma bekommen. Die Gedenkanlage für eine halbe Million Männer, Frauen und Kinder entsteht bis 2006 südlich des Reichstagsgebäudes am Simsonweg .Der Bund hat dafür zwei Millionen Euro vorgesehen, während das Land Berlin das Grundstück zur Verfügung stellt.

Der Künstler Dani Karavan plant ein kreisrundes steinernes Wasserbecken mit einem Durchmesser von etwa 30 Metern, in dessen Mitte sich ein schwarzer Stein erhebt. Auf ihm soll eine Rose liegen, die regelmäßig erneuert wird. Am Rand des Brunnens soll eine Inschrift angebracht werden, und außerdem soll ein gleichmäßiger leicht schriller Klang einer Geige erklingen.

Das Denkmal erinnert an die systematische Ermordung von Sinti und Roma vor allem in Osteuropa durch SS-Einsatzgruppen und an die Folgen des genannten Auschwitz-Erlasses, in dem der Reichsführer SS Heinrich Himmler am 16. Dezember 1942 die Deportation von 23.000 Sinti und Roma in ganzen Familien aus elf Ländern Europas nach Auschwitz-Birkenau befahl. Fast alle Gefangenen wurden dort ermordet, die letzten 3000 Kinder und ihre Mütter sowie alte Leute starben am 2. August 1944 im Vernichtungslager bei Krakau.

Ein Streit zwischen den Opferverbänden sowie dem Bund und dem Land Berlin über die Widmung hatte in den vergangenen Jahren zur Verzögerung des Baubeginns geführt. Erst Ende 2004 hatten sich die kulturpolitischen Sprecher aller Fraktionen im Deutschen Bundestag auf eine Version verständigt, über die der Zentralrat deutscher Sinti und Roma noch befinden muss. Die Widmung hat folgenden Wortlaut:

„Wir gedenken aller Kinder, Frauen und Männer, die von den Nationalsozialisten in ihrem menschenverachtenden Rassenwahn als Zigeuner in Deutschland und Europa verfolgt und ermordet wurden. Wir trauern um alle Opfer dieses systematisch geplanten Völkermordes. Ihre Leidensgeschichte soll den nachfolgenden Generationen als Mahnung dienen.“

Ungeachtet, ob die Inschrift angenommen wird oder eine von den Sinti und Roma geforderte andere Version, will Karavan unverzüglich mit dem Bau beginnen.

Helmut Caspar

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