Künftig Eldorado für Oldtimer-Fans -
Börnicke bei Bernau erwacht aus dem Dornröschenschlaf und bekommt neue Aufgaben



Schloss Börnicke bei Bernau könnte in ein paar Jahren als Automobilmuseum ein Tourismusmagnet werden. (Foto: Caspar)

Wer Schloss und Gutspark Börnicke bei Bernau (Landkreis Barnim) zum ersten Mal besucht, wird sich kaum vorstellen können, dass hier in ein paar Jahren, wenn alles gut geht, ein Automobilmuseum Besucher aus aller Welt anlocken wird. Das ehemalige hochherrschaftliche Schloss der Berliner Bankiersfamilie Mendelssohn bedarf innen und außen dringender Reparatur, und auch die früheren Wirtschaftsgebäude des Rittergutes zeigen sich derzeit noch in einem miserablen Zustand. Dennoch ist Uwe Hamann, der Vorsitzende des Fördervereins Schloss und Gutshof Börnicke e. V., fest davon überzeugt, dass die Sanierung der in DDR-Zeiten stark vernachlässigten Anlage gelingt und das im Besitz der Stadt Bernau befindliche Schloss Börnicke ein weit über die Region bekannter kultureller und touristischer Anziehungspunkt wird.

Zum Glück hat das Schloss nach 1945 allen Abrissversuchen standgehalten. Andere Herrenhäuser wurden abgebrannt oder, wie ein zweiter Sitz der Familie Mendelssohn Bartholdy ebenfalls in Börnicke, als Steinbruch für Neubauernhäuser benutzt. Der landwirtschaftliche Betrieb wurde enteignet und in ein Volkseigenes Gut umgewandelt beziehungsweise an landlose Bauern aufgeteilt. Das Schloss mit dem auffälligen Aussichtsturm diente als Schulungsheim der SED und war sowjetisches Lazarett beziehungsweise Kommandantur. Von 1968 bis 1992 war hier eine Sonderschule für körperbehinderte Kinder und Jugendliche untergebracht. In den letzten Jahren wurde das Haus mit Unterstützung der Agentur für Arbeit, die ABM-Kräfte schickte, entrümpelt, und auch der Wirtschaftshof und der anliegende Park konnte von lästigem Bewuchs befreit werden.

In DDR-Zeiten ging man mit dem Schloss und seiner ehemaligen kostbaren Inneneinrichtung aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert äußerst respektlos, ja eigentlich sehr ruppig um. Das Haus wurde regelrecht geplündert, was nicht niet- und nagelfest war, hat man heraus gerissen. Kostbare Ausmalungen wurden überstrichen, Holzpaneele verfeuert. Durch Zwischenwände wurden die repräsentativen Säle unkenntlich gemacht, Türen und Fenster hat man zugemauert, und an anderer Stelle wurde das Mauerwerk wieder durchbrochen.

Beim Rundgang durch das Schloss nimmt Helge Hamann ein altes Buch aus jener Zeit mit, als das Gebäude von Bruno Paul im Stil der klassischen Moderne umgebaut wurde. Der bekannte Berliner Architekt und Designer veränderte um 1910 nicht alles, ließ einige Säle im ursprünglichen Zustand. So kommt es, dass in einem der durch riesige Fenster erleuchteten Räume Reste eines Deckengemäldes aus der Zeit nach 1739 und barocke Stuckaturen aus erhalten blieben und jetzt auf den Restaurator warten. Der Kontrast zwischen gestern und heute ist eklatant. Auf den alten Fotos kostbare, jetzt überstrichene Wandmalereien, vornehm-zurückhaltende Stuckaturen sowie großbürgerliches Mobiliar und wertvolle Gemälde einschließlich eines Sonnenblumenbildes von van Gogh, jetzt kahle Räume, die in den kommenden Jahren auf ihren ursprünglichen Zustand zurück geführt werden sollen. „Wir wollen versuchen, in den kommenden Jahren, sagen wir bis 2010, das Schloss Stück für Stück wieder zu rekonstruieren. Zum Glück sind die Dächer dicht, die Haustechnik intakt und die Heizung in Ordnung“, sagt Hamann.

Auch für den Aussenbereich hat sich der Verein allerhand vorgenommen. Die Wirtschaftsgebäude – Ställe, Scheunen, Gärtnerei, Orangerie - sowie Brücken und Terrassen, die mit dem Schloss ein Ensemble bilden, sollen wieder in einen vorzeigbaren, intakten Zustand versetzt werden, und auch der ehemals reizvolle See soll ausgebaggert werden. Für jedes Objekt werden Interessenten und Geldgeber gesucht – und sind zum Teil schon gefunden. Auch die Brandenburgische Schlösser GmbH soll mit ins Boot genommen werden.

Einen ausgeprägten Willen zum Neubeginn hat auch der Berliner Architekt Rupert Stuhlemmer. Er hat sich einen Namen unter anderem durch den spektakulären Wiederaufbau der Kommandantur Unter den Linden in Berlin oder – ganz aktuell – durch Arbeiten zur Rekonstruktion der Barockfassade des Berliner Schlosses gemacht. Der Autohistoriker und Buchautor auf diesem Gebiet würde lieber heute als morgen ein Automobilmuseum in Börnicke einrichten. „Platz ist genug vorhanden, die Gebäude müssen allerdings von Grund auf saniert werden, auch an Anbauten wird schon gedacht. In Börnicke könnte die leider kaum bekannte, weil im Depot verwahrte ausgestellte Automobil-Sammlung des Deutschen Technik Museums Berlin aufgestellt werden“, sagt Stuhlemmer und meint nicht nur alte, oft einmalige Personenkraftwagen, bei denen das Herz eines jeden Oldtimer-Freundes höher schlägt, sondern auch historische Omnibusse der Berliner Verkehrsbetriebe sowie Motorräder, die jetzt im Museumsdepot stehen. Es wäre auch denkbar, sie auf dem alten Gutshof unter den Augen der Besucher reparieren und restaurieren zu lassen.

In der Nacht vom 20. zum 21. August erklingen im Börnicker Schlosshof in einem Open-air-Konzert Welthits der zwanziger und dreißiger Jahren. Weitere Informationen im Internet www.schloss-boernicke.de, per E-Mail: info@schloss-boernicke.de und telefonisch 03338/709338.

Helmut Caspar

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